Das beste Ergebnis

Teilausschnitt des Brunnens vorm Frankfurter Schauspiel

In der langen Blognacht im September schreibe ich über eine der Weisheiten meiner Mutter (wahrscheinlich liest sie das hier auch). Es geht um Haare und um Online-Shopping. Mein Text zum Impuls von Anna Koschinski.

Meine Mutter hat eine Theorie über Donald Trumps Frisur aufgestellt. Eine Theorie, die dieses unnatürliche, gelbe Etwas auf seinem Kopf erklärt.

Ihre Idee: Diese Frisur ist das beste Ergebnis. Sie ist jedenfalls nicht das Ergebnis einer misslungenen Stilberatung und auch keine persönliche Geschmacksverirrung. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln (wir gehen mal davon aus, dass es für Trump ein großzügiges Haare-Optimierungs-Budget gibt) bekommt man es nicht besser hin mit seinen Haaren. Die Theorie gilt, wie meine Mutter weiter ausführte, ebenso für andere Entgleisungen der plastischen Chirurgie, die man hier und da in den Medien gezeigt bekommt. Mehr ist nicht zu machen. Wir stellen uns vor, dass mehr möglich sein müsste. Ist es aber nicht. Bestes Ergebnis.

Anderes Beispiel: Online-Shopping. Wir stellen uns vor, dass es einfacher ist, im Internet einzukaufen, als in ein Geschäft zu gehen. Keine An- und Abfahrtswege, wir müssen nicht über Öffnungszeiten nachdenken, das Internet hat immer geöffnet. Mehr verfügbare Größen, schneller Preisvergleich, alles zuhause am Rechner. Also bestes Ergebnis und alles paletti? Nein.

Mal ganz davon abgesehen, dass der Konsum sich so auf die Momente ausweitet, in denen wir uns erholen sollten (nach der Arbeit erschöpft auf dem Sofa Online-Warenkörbe befüllen? Anyone?) oder durch Hinweise auf Knappheit eines Produkts (wie war das mit der besseren Verfügbarkeit nochmal?) zum Kauf gedrängt werden.

Sondern ich spreche von Basics wie dem Bezahlvorgang. Im Laden ein ganz einfacher Vorgang, im Onlineshop einfach nur nervig, weil jeder Shop sein eigenes Formular, seine eigenen Zahlungsmöglichkeiten, seine eigenen Sicherheitschecks implementiert hat. Ich sehe das wie meine Mutter mit Trumps Haaren: Jeder, der daran beteiligt war, hat dabei auf das beste Ergebnis hingearbeitet.

Und dann die Lieferung der bestellten Ware. Darf ich vorstellen? Pakete, die bei der Nachbarin abgegeben werden, die nie da ist. Gestresste Paketboten, die ihren verbollterten Transporter auf dem Radweg parken. Und dann sind da noch die Lieferanten, die gar nicht erst klingeln, sondern alles gleich zum Kiosk am Ende der Welt bringen. Einfach den Abholschein in den Briefkasten werfen.

Bestes Ergebnis für mich? Ein Päckchen beim Kiosk in der Rohrbachstraße abholen. Der Mann spielt nämlich hinterm Verkaufstresen sehr schön Gitarre.


Dieser Artikel ist in Anna Koschinskis langer Blognacht entstanden. Ganz lieben Dank an Anna für den guten Schreibimpuls „Das beste Ergebnis“ und natürlich an meine Mutter für ihre guten Theorien über das Leben.

In der Blognacht entstehen immer schöne, kurze Texte, wie zum Beispiel im August, im Juni und im Mai.

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