Bock auf Barcamp

Foto von einem alten Feuerwehr-Spiel auf dem Wiener Prater. Ein Automat, an dem man mit Wasser auf bestimmte Ziele in einem Feuer-Szenario zielen kann.

Für das Jahr 2025 habe ich mir sieben Ziele gesetzt. Eines davon ist: Ich möchte endlich selbst an einer „Un-konferenz“ teilnehmen und erleben, wie es ist, wenn das Programm direkt von den Teilnehmenden (im Barcamp-Sprech „Teilgebenden“) gestaltet wird. Kurz: Ich hab Bock auf Barcamp.

Diejenigen, die mitlesen, wissen, dass ich im Moment viel über Veranstaltungsformate nachdenke und auf der Suche nach zukuntsweisenden Formaten bin. Ich denke auch viel über die Macken der klassischen Konferenzformate nach.

Meine Kritikpunkt ist, dass wir viel zu oft an den Teilnehmenden vorbei planen. Bei einer Konferenz geben wir die Themen, die Speaker und die Formate vor. So haben wir alles fest im Griff, planen die Moderation detailgenau, stimmen uns eng mit allen Referenten ab und hoffen auf ein inspirierendes Event für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer … die dann auch mal eine Frage an die Referenten stellen dürfen … wenn die Zeit dafür reicht.

Das ist schade, denn so machen wir die anwesenden Expertinnen und Experten zu Zuhörern, anstatt sie aktiv etwas beitragen zu lassen. Und diejenigen, die keinen Experten-Status haben lassen wir indirekt spüren, dass ihre Beiträge (Fragen und Ideen kann man ja auch ohne hundert Jahre Expertise haben) erstmal nicht relevant sind.

Wer wann einen Expertenstempel bekommt, ist darüber hinaus ja auch keine exakte Wissenschaft: Wir fragen nicht, wie viele Stunden sich jemand mit dem Thema beschäftigt hat, sondern wer bekannt (= sichtbar) ist und von unseren Kontakten empfohlen wird (= die richtigen Leute kennt).

Sind Barcamps besser?

Diese Frage kann ich bisher nur theoretisch beantworten, da ich noch nie an einem Barcamp teilgenommen habe. Aber was ich so lese hört sich super an. Diese Form der Mitmach-Konferenz bricht mit alten Mustern:

  • Es geht genau um die Themen, die die Gruppe interessieren
  • Kommunikation und Kooperation werden gefördert
  • Alle gestalten das Barcamp aktiv mit

Barcamps sind offen konzipiert: Weder die Inhalte noch die Formate der Sessions sind vorher festgelegt. Alles entsteht im Laufe des Tages und in Selbstorganisation.

Die Inhalte werden vorgeschlagen von den Teilgebenden (, die so heißen, weil ja alle auch etwas „geben“ und nicht nur nehmen). Alle Themen werden aufgenommen und das Interesse der Gruppe abgefragt, um die Raumgröße für die Session zu bestimmen. Ebenso können die Sessions unterschiedliche Formate haben, also ein Workshop, Lego Serious Play, Vorträge, ein Spaziergang oder, oder, oder.

Organisatorisch ist der Sessionplan der Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung. Oft wird bereits bei mit der Anmeldung schon um Input für Sessions gebeten, am Tag der Veranstaltung füllt sich das Programm weiter. Kann es passieren, dass niemand Sessions einreicht? Eher nicht. Normalerweise hat ein Barcamp ideelle Sponsoren, die bereit sind, eine Session zu leiten.

Ich habe auch gelesen (nicht bestätigt), dass gerade diejenigen, die noch nie auf einem Barcamp waren, eine Session geben sollten – ich weiß noch nicht, ob ich das gut oder schlecht finde … eher gut.

Ich habe noch mehr „Barcamp-Spielregeln“ gefunden:

  • Eine Session dauert 45 Minuten (+ 15 Minuten für Raumwechsel, Pause etc.)
  • Alle sind #gernperdu
  • Newbies geben immer eine Session (whaaat?!)
  • Falls eine Session nicht passt, leise rausgehen. Stört niemanden.
  • Dokumentation läuft oft live über Social Media mit entsprechendem #
  • Man spendet am Ende Applaus für die Sessionleiter*innen

Barcamp, here I come!

So viel zur Theorie, jetzt will ich es in der Praxis ausprobieren. Deshalb habe ich mich auf LinkedIn als Barcamp-Jungfrau geoutet.

Wozu hat man schließlich ein soziales Netzwerk, wenn man es nicht hin und wieder eine Anfängerfrage stellt? LinkedIn hat mich nicht enttäuscht. Die Haltung meiner Kontakte war durchweg hilfsbereit, auch wenn ich anscheinend die Einzige bin, die noch nie auf einem Barcamp war. Zu meiner Verteidigung: Barcamps sind total neumodischer Kram, den es erst seit 20 Jahren gibt.

Ich habe die praktische Barcamp-Liste geschickt bekommen, mich für zwei Barcamps in der ersten Jahreshälfte angemeldet und weiß jetzt genau, wen ich ansprechen kann, falls ich danach noch selbst ein Barcamp anzetteln will.

Update

Ich habe mich für das Innovation Culture Camp 2025 in Wiesbaden angemeldet uuuund auch eine Session eingereicht. Stilecht zum Thema „Büroarbeit weglassen“. Vielleicht sehen wir uns?

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