Ich frage mich: Was genau ist eine Challenge? Und muss man sie eigentlich annehmen? „Challenge accepted!“ ist ein klassischer Spruch von Barney Stinson aus der Serie „How I Met Your Mother“. Barney nimmt jede Herausforderung an. Am liebsten solche, die niemand aus der Clique jemals ausgesprochen hat.
Wettbewerb, Kampfansage oder Mutprobe
Was bedeuted Challenge eigentlich? Im Sport würde man von einem Wettbewerb oder einer Meisterschaft sprechen. Es geht um Spieltrieb, Geschicklichkeit, Risiko und Kampfgeist. Darum, an die eigenen Grenzen gehen. Oder darüber hinaus. Dann ist es eher eine Mutprobe.
Für Mutproben bin ich nicht zu haben. Ich bin mutig, muss das aber niemandem beweisen. Ich gewinne ganz gern, aber noch viel lieber lerne ich etwas Neues. Deshalb gefällt mir auch der Begriff Meisterschaft, weil er impliziert, dass man auf einem Gebiet Perfektion erreichen will, das kann ich sehr gut nachfühlen.
Eine andere Übersetzung wäre die Herausforderung. Wenn Wort so verwenden, wie wir es heute tun – ich nutze dieses Wort vor allem, wenn ich nicht „Problem“ oder „Bedrohung“ schreiben möchte – ist es wohl ein Anglizismus. Allerdings ist der Ursprung des Begriffs „Herausforderung“ ein Synonym für eine Kampfansage. „Die Klimakrise ist eine globale Kampfansage.“ Oha! Dagegen klingt „Problem“ ja geradezu harmlos.
Woher kommt der Spruch?
„Challenge accepted!“ ist ein klassischer Spruch von Barney Stinson aus der Serie „How I Met Your Mother“. Barney nimmt jede Herausforderung an. Am liebsten solche, die niemand aus der Clique jemals ausgesprochen hat.
Es reicht schon, daran zu zweifeln, dass etwas möglich ist. Barney direkt: „Challenge accepted!“ Er will um jeden Preis gewinnen. Von Staffel zu Staffel wird es absurder: Frauen mit allen Mitteln der Kunst (auch mit fiesen Tricks) dazu kriegen, ihm ihre Nummer zu geben (läuft meistens auf einen ONS hinaus). Einen Marathon laufen, ganz ohne Training. Nicht erkältet sein, obwohl er unübersehbar verrotzt und fiebrig ist.
Barney ist normalerweise beschäftigt mit Super-sein („Awesomeness“), wird aber völlig emotional, wenn er eine Challenge hat. Es ist lächerlich, wie sehr er gewinnen will. Es tut weh, das mitanzusehen. Und interessanterweise ist es auch fesselnd.
Leider hat die Serie hat nach der zweiten Staffel ihre Leichtfüßigkeit verloren, die Figuren entwickeln sich merkwürdig und werden immer übertriebener. Barney ist sowieso ein problematischer Typ. Die Erklärungsversuche, die die Serie dafür anbietet, machen alles nur noch schlimmer. Und die Entwicklung in der letzten Staffel ist total plump. Aber „Challenge accepted“ bleibt.
Keine Challenge – keine Entwicklung?
Als Kind hatte ich eine Hörspielkassette, in der jemand auf die Frage „Woll’n wir wetten?“ antwortete „Ich wette niiiieee! Das ist leichtsinnig.“ Die Vehemenz dieser Antwort ist hängen geblieben. Ich tippe darauf, dass es im Hörspiel „Pünktchen und Anton“ war. Natürlich wettet Anton nicht. Leichtsinn ist auch nichts für ihn. Oder war es doch der Meisterdetektiv Kalle Blomquist? Wieder einmal habe ich mein Weltwissen aus dem Kassettenrekorder.
Ein seltsamer Dialog, fand ich damals. Die Geschichte ist damit ja direkt vorbei. Keine Herausforderung, keine Glanzleistungen aufgrund einer Wette. Aber egal, welche Geschichte es war, sie ging dann ganz nahtlos weiter. Challenge einfach links liegen gelassen und trotzdem etwas erlebt.
Challenge accepted? Nein, danke. Ich hab was anderes vor.
Doch, ich finde, man entwickelt sich auch ohne Provokation von Außen weiter, vielleicht langsamer, dafür aber nachhaltiger. Denn man kann für sich selbst durchaus Ziele und Aufgaben finden, an denen man sich weiterentwickeln und neue Fähigkeiten aufbauen kann. Mit weniger Risiko und nach ganz eigenen Maßstäben.
Dieser Text ist während der langen Blognacht Juni 2024 entstanden. Nach einem Schreibimpuls (einer Challenge?!) von Anna Koschinski. Und weil ich mir vorgenommen habe, regelmäßig und weniger perfektionistisch zu bloggen, bin ich dabei.
Felt cute, might delete later. Es gibt auf alle Fälle noch den Text aus der Mai-Blognacht.
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