Dank der Blogparade „Sharing ist Caring!“ von Valerie Wagner habe ich mir Gedanken gemacht: Darüber, warum ich überhaupt mein Wissen teile. Darüber, welchen Anteil das Netzwerk LinkedIn daran hat, dass weniger Content geteilt und verlinkt wird. Und darüber, wie wir Freiräume und Dritte Orte gemeinsam schützen und erhalten können.
Wissen teilen – What is it good for?
Die Debatte begann mit der Frage, ob im Internet weniger Inhalte geteilt werden als früher und woran das liegen könnte. Insbesondere mit Blick auf Content, an dem man nicht primär beteiligt ist. Daher zunächst eine kurze Selbstverortung. Sharing is Caring? Für mich auf jeden Fall.
Ich teile mein Wissen innerhalb des Unternehmens, in dem ich arbeite. Vorzugsweise über Social Intranet und zwar furchtlos. Auch außerhalb des Unternehmens teile ich meine Ideen und mein Fachwissen. Ich halte Online-Seminare für die Assistenz-Community. Kern dieser Veranstaltungen ist die Möglichkeit, mir bei einer Live-Demo virtuell über die Schulter zu schauen, Fragen zu stellen und Ideen zu brainstormen. Die Seminare werden vom Assistenznetzwerk (ANiD) organisiert und sind kostenlos. Natürlich mache ich online Werbung für meine Beiträge, Events und das Netzwerk.
Auf den ersten Blick bringen mir diese Engagements keine besonderen Vorteile: Meine Sichtbarkeit im Unternehmen ist vielleicht höher, aber es hat auf meine Karriere keine Auswirkungen. Und die ANiD-Webinare sind einfach ein kleines Ehrenamt. Die Weltherrschaft erreiche ich damit sicher nicht.
Mache ich das alles nur aus Langeweile? Ja. Naja. Es steckt mehr dahinter. Vor allem geht es mir um Selbstwirksamkeit. Denn ich nehme Einfluss auf die Organisation und auf das berufliche Netzwerk, obwohl ich keine Führungsposition und keinen verbrieften Expertinnenstatus habe. Mehr noch als das Wissen über Büroorganisation oder die OneNote-App teile ich meine persönlichen Werte: Freiheit, Gleichberechtigung, Popkultur.
LinkedIn nervt so hart erschwert das Teilen
Ich kann nicht beurteilen, ob früher im Internet alles besser war. Aber ich möchte zwei Beobachtungen schildern, die ich derzeit auf LinkedIn mache und die zeigen, dass LinkedIn das Teilen bestimmter Inhalte, an denen man nicht oder nicht maßgeblich beteiligt war, erschwert.
LinkedIn ist thematisch stark begrenzt
Meine erste Beobachtung ist einfach: Der Fokus von LinkedIn schließt sehr viele interessante Inhalte aus, denn es soll ums Business gehen. LinkedIn ist ein Karriereportal und bietet vor allem Raum für persönliche Erfolge im Job, im Business-Team und vielleicht noch im Ehrenamt. Inhalte zu präsentieren und zu empfehlen, weil sie einfach gut und nützlich sind, gilt da schon als schräg. Und sicher haben wir alle schon Beiträge gesehen, die in den Kommentaren mit dem Hinweis diskreditiert wurden, das Thema gehöre schlicht nicht auf diese Plattform.
LinkedIn nervt mich. Gleichzeitig ist es mein wichtigstes soziales Netzwerk: Ohne LinkedIn kein Kontakt zu ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, kein Assistenznetzwerk, keine Webinare, kein Working Out Loud, wahrscheinlich auch kein Blog. LinkedIn nervt mich jeden Tag. Denn LinkedIn passt nicht zu meiner Mission (Weltherrschaft Wissen und Werte teilen). Die Mission von LinkedIn: Menschen möglichst lange auf der Plattform zu halten. Daher drosseln Verlinkungen auf externe Inhalte die Reichweite von Posts, der Absprung soll verzögert werden. Und auch an anderer Stelle erschwert LinkedIn das öffnen externer Seiten.
LinkedIn will nicht, dass wir weiterziehen
Ein konkretes Beispiel für meine zweite Beobachtung: Wie bereits erwähnt, leben meine Online-Kurse von der Live-Demo und der Interaktion. Es stellt für mich keine große Hürde dar, die Präsentation, die ich zu Beginn zeige, frei auf LinkedIn zur Verfügung zu stellen. Ich kann es mir locker leisten, die Präsentation rauszugeben, denn der echte Mehrwert der Veranstaltung liegt in der Atmosphäre und im Austausch. Also poste ich meine Slides. Aber was macht LinkedIn daraus? Eine kleine Diashow. Erst, wenn man die Präsentation auf Vollbild stellt, kann man sie herunterladen. Und erst dann kann man die eingebetteten Links anklicken. Viele Schritte für ein schnelles Durchscroll-Medium.
Warum nervt mich das? Oberflächlich betrachtet ist die Funktionalität der Slideshow super, man kann sich schnell durchklicken. Und wenn man auf der Suche nach OneNote-Infos ist, findet man mit einer einfachen Google-Suche wahrscheinlich bessere Tutorials. Aber ich möchte mehr erreichen. Ich habe ein überwiegend weibliches Publikum bei den Veranstaltungen, deshalb ist unter anderem eine Podcast-Episode über Partnerschaftsgewalt verlinkt, weil vielleicht gerade jemand diese Information braucht, ohne gezielt danach zu suchen. Sharing. Ist. Caring. Ojeh, ich bin voll im Predigerinnen-Modus.
Dritte Orte: Teilen ermöglicht Teilhabe
Das Thema der Blogparade hat in mir gearbeitet und ist dabei stark gewachsen und gewuchert. Ich möchte das Themenfeld „Sharing is Caring“ zum Abschluss gerne kurz erweitern. Nämlich auf Dritte Orte. Wir teilen nicht nur unser Wissen im virtuellen Raum, sondern wir teilen uns als Gesellschaft auch andere Räume wie öffentliche Verkehrsmittel, Schwimmbäder, Parks und Bibliotheken.
Funktioniert: Spaß haben und die Welt verbessern
Was macht Dritte Orte so schützenswert? Sie ermöglichen allen Menschen die Teilhabe an Ressourcen wie Transport, Erholung und Bildung. Ihr Angebot ist meist niedrigschwellig: Alle sind willkommen. Alle haben die gleichen Rechte. Und viele sind darauf angewiesen, dass es Dritte Orte gibt. Wer kein Auto hat, braucht Busse und Bahnen. Wer wenig Geld hat, braucht kostenlose Räume für Freizeit, Bewegung und Erholung. Wer keinen Zugang zu einem Computer, zu Büchern oder einem ruhigen Ort zum Lernen hat, braucht eine Bücherei. Und alle brauchen hin und wieder eine öffentliche Toilette.
Auf dem Artikelbild ist übrigens ein Puzzle zu sehen, das in der Weihnachtszeit in der Zentralbibliothek, gleich um die Ecke von der Frankfurter Zeil, auslag. Jeder konnte mitmachen. Ein viel besserer Zeitvertreib als hektischer Konsum, wie ich finde.
Mein Appell: Teilen ermöglicht Teilhabe. Es ist ganz einfach. Man muss den öffentlichen Raum und Dritte Orte ganz bewusst nutzen. Ins Freibad gehen, mit der U-Bahn fahren, in der Bibliothek Bücher (und Spiele und Filme und Instrumente) ausleihen, im Park picknicken. Denn das trägt dazu bei, Dritte Orte zu erhalten, zu pflegen und wertzuschätzen. Es belebt und bereichert die Stadt für alle. Ach fast vergessen, Spaß macht es außerdem.
Diese Sonntagspredigt dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade „Sharing ist Caring!“ von Valerie Wagner im April/Mai 2024.
Valerie Wagner hat zuerst auf Threads, dann auf ihrem Blog mit der Frage „Ist Sharing noch Caring?“ zur Diskussion gestellt, ob das Teilen und Verlinken von Content, an dem man nicht primär beteiligt ist, in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Die Frage hat mich zu diesem Text inspiriert.
Liebe Astrid, vielen dank fürs Mitmachen, gerade ging die Zusammenfassung zur Blogparade raus https://www.valerie-wagner.de/sharing-ist-zaeh-die-zusammenfassung-der-blogparade-sharing-ist-caring/
Liebe Grüße
Valerie
Danke für die schöne Zusammenfassung. Ich fand alle Beiträge inspirierend, vielen Dank dafür, dass du die Blogparade veranstaltet hast! Liebe Grüße, Astrid
Liebe Astrid, vielen Dank für deine schönen Gedanken zu meiner Blogparade. Schönes Wochenende, Valerie
Danke für deine Initiative mit der Blogparade, ich mag diese Art des Austauschs sehr gerne. Herzliche Grüße, Astrid