Edinburgh, wie schön, dass es dich gibt!

Fernblick von Arthurs Seat aus: Ein Himmel voller Wolken, in der Ferne die Highlands und unter uns ein schottisches Loch.

Bericht über meine Schottlandreise im Juni 2025: Ich war sechs Tage dort und das vor dem Festival-Rummel und vor dem Royal Military Tatoo. Das heißt: Brücke und Burg, der historische Teil der Stadt, waren verbaut. Dennoch gab es viel zu sehen und zu erleben, hier meine Reiseeindrücke.

Ich war zum ersten Mal in Schottland, habe aber keine Rundreise gemacht, sondern die gesamte Zeit direkt in Edinburgh verbracht.

Das Tempo der Stadt ist gemächlich und der Umgang miteinander ist liebenswürdig und umsichtig, egal ob Busfahrerin, Kassierer oder Rezeptionistin, es werden immer Freundlichkeiten ausgetauscht.

Erstmal Klarkommen: Bezahlen, Transport, Übernachtung und Verpflegung

Während meiner Reise habe ich kein Bargeld gebraucht – alles lief einfach über Smartphone-Payment, im Englischen „tapping / to tap“. Ja, das ging auch im Studentenshop, im Supermarkt, am Kiosk. Sehr easy.

Ähnlich einfach ist es mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln in Edinburgh: Es gibt eine (!) Straßenbahn und ansonsten fährt man mit dem Bus oder geht zu Fuß. Die Stadt ist hügelig, was der Grund dafür sein dürfte, dass es keine Leihräder gibt. E-Roller sind im öffentlichen Raum verboten. Die Haltestellen und Fahrpläne sind über Google Maps abrufbar, aber an jeder Haltestelle gibt es auch Infoanzeigen mit den Zeiten und Haltepunkten für die Busse.

Ich habe die Möglichkeit genutzt, in den Bussen mit dem Handy einzuchecken („tap on“), dabei muss man sich nicht um Tarife kümmern, denn das Busunternehmen berechnet am Folgetag immer den günstigsten möglichen Preis für alle Fahrten. Nein, dafür braucht man keinen Vertrag und noch nicht mal eine App. Man hält sein Smartphone oder Kreditkarte an ein Lesegerät und das war’s.

Summerstay in St. Leonards Hall

Übernachtet habe ich auf dem Campus direkt vor Arthurs Seat, das war ein Summerstay-Angebot. Wie schön, dass es diese Möglichkeit in einer teuren Stadt wie Edinburgh gibt.

Das Ambiente auf dem Campus ist mehr „Zwei an einem Tag“ als „Harry Potter“. Kleines Doppelzimmer mit Teppichboden und im Bad ein undefinierbarer Kunststoffboden. Jeden Mittwoch wird der Feueralarm getestet. Aber jeden Morgen ruft der Berg durch das Fenster und tatsächlich kann man sogar die Wanderer beobachten.

Ich habe dort gut geschlafen und sehr gut in der Mensa gefrühstückt: Toast mit Marmelade oder Marmite, Porridge, Baked Beans, vegetarischer Haggis (überhaupt alles immer auch vegetarisch) und jeden Tag frisches Handobst.

Blick über den St. Leonards Hall Campus, es regnet, eine Frau ist mir Schirm unterwegs.
Blick über den St. Leonards Hall Campus – natürlich mit exquisiter Gartenanlage!

Das Personal vor Ort ist wirklich liebenswürdig und hat immer ein nettes Wort und einen guten Tipp parat. Auf dem Campus gibt es einen Shop mit Merchandise, Snacks, Postkarten und was weiß ich noch.

Was gibt’s zu Essen?

Alles. Ich habe so viel ausprobiert: Schottisch vegetarisch, malayisch vegan, Indisch „tuk tuk style“. Über Mittag kann man sich oft mit einem „Meal Deal“ versorgen, das ist ein Mini-Menü aus Sandwich oder Salat mit einem Getränk und einem Snack. Restaurants am Abend vorsichtshalber reservieren, geht online und telefonisch ganz problemlos.

Auf dem Campus gab es ein Studierendenrestaurant mit Burgern, Pizza, Haggis mit Steckrüben und kalten Getränken. Bedient wird man von zwei Menschen und einem Serviceroboter.


Grüne Orte in Edinburgh

Alles so schön grün und kühl hier! Die Stadt ist rau, abgerockt und schmuddelig. Dennoch wird an vielen Stellen liebevoller Aufwand betrieben, um eine besondere Atmosphäre zu gestalten. Und weil Gärtnern hier wohl recht einfach ist, sind die Parks und Gärten superschön. Was macht man also bei schönem Wetter?

The Meadows

Ein großzügiger Freizeit-Ort in der Stadt ist der Meadows-Park: Ein klassischer Park mit vielen saftigen Rasenstücken, auf denen Sport betrieben wird. Gesehen unter anderem: Orientierungslauf, Jonglage, Cricket, Volleyball, Quidditch. Es sieht alles so unkompliziert aus, dass man gleich mitmachen möchte.

Eine Wiese in The Meadows auf der im Hintergrund Cricket gespielt wird, der Himmel ist wolkenverhangen.
The Meadows: Alle sind aktiv, nur die Hunde schlafen oder schauen beim Cricket zu.

Royal Botanical Garden

Der Royal Botanical Garden ist als Pflanzensammlung gestaltet. Er beherbergt zum Beispiel die größte europäische Sammlung chinesischer Pflanzen (zwischen denen sich Pandas verstecken, damit sich die Kinder nicht langweilen), sehr gelungene Steingarten-Arrangements und Alice im Wunderland-artige Hecken, hinter denen verschiedene Gemüse- und Obstgärten liegen. Wir konnten einen Blick in ein mit Tannenzapfen und Muscheln verziertes Gartenhäuschen werfen. Zauberhaft.

Scottish Parliament Garden

Eine andere Gartenanlage befindet sich rund um das Schottische Parlamentsgebäude. Wie ich finde, ein wirklicher Ort der Entspannung und er Zusammenkunft. Teilweise aufgebaut wie ein Amphietheater, aber mit Wildblumen, Kirschbäumen und perfekt in die Berglandschaft im Hintergrund eingegliedert.

Eingang des Scottish Parliament mit Park und Felsenwand im Hintergrund.
Hier beginnt die Gartenanlage – leider nicht genug anderes Fotomaterial. Naja, muss ich nochmal hin.

Bunte Orte in Edinburgh

Während meines Aufenthalts war das Wetter prima: Regen, Wind und Sonne im Wechsel, ideal mit Jeans, Ringelshirt und Funktionsjacke. Oder wie die Einheimischen: Mit Shirt und Hotpants zu Wollsocken und Clogs oder Glitzermantel mit Blümchenkleid oder Neonminirock und derber Strickjacke zu Stiefeln. Es wirklich buntes Stadtbild.

In der Nationalgallerie hängen farbenfrohe Werke schottischer Kunstschaffender.
Schnappschuss aus der Scottish National Gallery: Alles so schön bunt hier.

Charity Shops

Wahrscheinlich keine Ausnahmeerscheinung in Universitätsstädten, aber ich finde sie erwähnenswert: In Frankfurt gibt es Oxfam-Läden, in Edinburgh hat praktisch jede Charity-Organisation von Herzgesundheit bis zum Katzentierheim ihren eigenen Gebrauchtwarenladen. Ein Drama, dass ich nur mit Handgepäck gereist bin. Dieses eine Top mit Pailletten und Glasperlen gehört mir aber nur in meinen Träumen.

Lighthouse Bookshop

Bücher kann man ja trotzdem immer irendwie unterbringen. Ich war im Lighthouse Bookshop, der sich selbst als „radical“ betitelt. Aber er ist einfach nur ein megaschöner, gut sortierter, bunt gemischer (neu und gebraucht) Buchladen mit einem Buch-Espresso-System (man zahlt ein bisschen mehr, um Leuten ohne Kohle ein Buch zu finanzieren).

National Museum of Scotland

Ein ganz besonderer Ort ist das schottische Nationalmuseum. Voller Licht und perfekt gestaltet ist dieses Museum ein Highlight meiner Reise gewesen. Das Gebäude ist eine Galerie im venezianischen Stil mit zarten Säulen und einem beeindruckendem Glasdach. Lichtdurchflutet und übersichtlich, da der Blick in die unteren und oberen Geschosse immer frei ist.

Das National Museum of Scotland ist ein alter Galleriebau, der ganz leicht und luftig wirkt.
So zart und hell wie hier ist die Architektur nirgendwo in Edinburgh.

Besonders gut haben mir die Bereiche zu Mode und Design gefallen: Viele Exponate und Künstler werden vorgestellt und das Auge hat immer was zu tun. Ich liebe ja Querverbindungen zwischen Themen, daher ist bei mir auch der Bereich über Schönheit in der Forschung hängengeblieben: Optische Experimente, die gemacht wurden, weil sie cool aussehen, haben viele Innovationen ermöglicht.


Ausflüge mit Ausblick

Edinburgh hat ja beides: Berge und Meer. Es gibt Orte, an denen man alles auf einmal bekommen kann, wenn man nur ein bisschen aus der Stadt rausfährt.

Forth Bridge

Mit dem Zug kann man in einer knappen Viertelstunde raus nach Queensferry fahren und dann am Ufer entlang verschiedene Aussichtspunkte mit Blick auf die Forth Bridge, die älteste Brücke aus einer Eisenkonstruktion. Der Anblick dieses Weltkulturerbes ist wirklich atemberaubend. In Queensferry wird übrigens hippe Ökoschokolade hergestellt, die im ältesten Weltladen Edinburghs verkauft wird.

Ein perfekter Blick auf die Forth Bridge, die sich über den Firth spannt.
Eine wundervolle Foto-Safari – auf dem Heimflug konnte ich die Brücke aus dem Flugzeug sehen.

Water of Leith

Ebenfalls ans Meer führt der Water of Leith Weg – raus aus der Stadt Richtung Hafenviertel, immer am Fluss entlang und immer saftig grün mit vielen hübschen Ausblicken auf die Stadt. Nur zum Hafenbecken kommt man leider nicht. Der Weg endet in einer Shoppingmall mit Aussichtsterrasse.

Arthurs Seat

Dieser Ausflug (nicht von Google Maps täuschen lassen, man braucht länger als eine halbe Stunde) lohnt sich nur bei klarer Sicht, aber dann so richtig! Als ich mich auf den Weg zu Arthurs Seat gemacht habe, war allerdings ein Teil des Wegs gesperrt wegen spekatulären Bauarbeiten: Kies zur Befestigung des Wegs wurde den ganzen Tag über mit dem Hubschrauber nach oben gebracht.

Hubschraubereinsath an Arthurs Seat.

Die Waldarbeiter waren aber vorbereitet und haben an verschiedenen Orientierungspunkten die Touristen auf den guten Weg nach oben gelotst, wie immer vollkommen zugewandt und liebenswürdig. Der Aufstieg lohnt sich vor allem, wenn das Wetter gut ist, der Blick war in alle Richtungen klar und offen.


Ziemlich schön, dass es Edinburgh gibt!

Dieser Text wurde in der 57. Blognacht verfasst, direkt nach meiner Rückkehr aus Schottland, aber auch angepasst an den Impuls „Schön, dass es dich gibt“.

Fotos kommen und bestimmt noch mehr Eindrücke, aber für heute soll es mal gut sein. Fotos sind jetzt auch da und alles nochmal zurecht gepuzzelt.

Kommentare

2 Antworten zu „Edinburgh, wie schön, dass es dich gibt!“

  1. Liebe Astrid,

    krass, was alles in ein paar Tage hineinpasst und ja, klingt so als hättest du ne richtig gute Zeit gehabt. Also gut, dass es Edinburgh gibt und auch gut, dass es dich gibt – freu mich immer, dich bei der Blognacht zu sehen 🙂

    Liebe Grüße
    Anna

    1. Astrid Schewe

      Du hast einfach den allerliebsten Impuls gegeben gestern, da kann nur ganz viel in Textform gegossene Liebe draus entstehen. Herzliche Grüße, deine Astrid

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