Meine Ideensammlung: Alles irgendwie, irgendwo, irgendwann auf einmal …

Sieht wild aus und ist es auch.

Als ich die Blogparade von Martina alias Little Sticky gesehen habe, wusste ich, dass ich etwas dazu schreiben möchte, weil ich mich gerade in das Thema „Building a Second Brain“ (BASB) reingefuchst habe. Martina fragt in ihrer Blogparade „Wie und mit welchen Tools organisierst du dein Wissen?“.

Gut festhalten – es wird wild!

In meinem Beitrag möchte ich die CODE-Methode vorstellen, die aus dem Building a Second Brain-Kosmos kommt. Wofür das Akronym steht, erkläre ich gleich Schritt für Schritt. Mit CODE hält man nicht nur systematisch Ideen fest, sondern hat dabei auch eine ganz konkrete Zielsetzung, nämlich den Ideen-Austausch. Cool, oder?

Ich stelle dann kurz meinen persönlichen Prozess (auf die Tools gehe ich nicht so sehr ein, denn Tools nerven) für meine Ideensammlung vor. Ich glaube, so einen Prozess präsentieren wir gerne als gradlienig und wohlüberlegt, er ist ja dann auch leichter zu erklären. Aber bei mir die Ideensammlung rasant und durcheinander, wie eine Achterbahnfahrt und macht jede Menge Spaß.

Ich werde in diesem Artikel nicht den Begriff „Wissen“ in den Mittelpunkt stellen, sondern eher von einer Sammlung von Ideen oder der Organisation von Informationen und Ideen sprechen. Wissen entsteht durch die Verarbeitung von Informationen und durch die Erfahrungen, die man damit macht. Ich glaube, dass Wissen sehr persönlich (auch körperlich) ist und erst viel, viel später entsteht.

Uuuund ab geht’s …

CODE ist ein Akronym aus den Wörtern: capture (festhalten), organize (anordnen), distill (eindampfen) und express (ausdrücken). Es sind die vier Schritte, um Ideen zu finden und sie so lange zu überarbeiten, bis sie zu einem Beitrag werden und man darüber mit anderen in Dialog treten kann. Mit CODE kann man Infos, die man aufgeschnappt hat und Ideen, die einen länger beschäftigen, verarbeiten. Und CODE geht noch einen Schritt weiter: Wenn mich ein Thema begeistert, möchte ich es mit der Welt teilen. CODE zielt darauf ab, dass man am Ende Beiträge verfassen und sich austauschen kann.

Capture – lose Gedanken festhalten

Es beginnt damit, dass man alles notiert oder auf andere Weise festhält, was das eigene Interesse weckt – write it all down. An dieser Stelle darf man einfach sammeln, was man cool findet. Es gibt das schöne Zitat „Auch im Kaffeelöffel spiegelt sich die Sonne“ von Sigfried Giedion und für mich bedeutet das, dass auch alltägliche Dinge Bedeutung aufzeigen können und Inspiration für neue Gedanken sein können. Also immer her damit, nur hereinspaziert!

Organize – für alles einen Platz finden

Der nächste Schritt ist eine lockere Ordnung zu schaffen. Unsere Notizen sollten einfach dort zu finden sein, wo wir sie später brauchen. Termine finden ihren Weg in den Kalender, Aufgaben kommen auf die ToDo-Liste und neue Ideen kommen ins „zweite Gehirn“. Das „Second Brain“ ist der Ort, an dem wir später in Ruhe darüber nachdenken – das kann ein Notizbuch oder ein virtueller Zettelkasten sein. Das sehen wir uns im nächsten Schritt genauer an. Im Second Brain sammeln wir Mosaiksteine, die in der richtigen Kombination ein neues Bild ergeben.

Distill – ist das Kunst oder kann das weg?

Jetzt geht es darum, die gesammelten Ideen genauer anzuschauen, welche gehören zusammen, was hat sich überholt und was lässt mich sofort weiterdenken? Dies gilt insbesondere für alles, was im Second Brain Platz finden soll.

Bei BASB geht es darum, Informationen und neue Gedanken so zu notieren, dass sie atomar (nicht radioaktiv) sind. Wir fassen die Idee als kleinstmögliche Einheit zusammen und notieren dazu, woher wir sie haben, was wir sonst noch darüber denken, welche Zusammenhänge mit anderen Ideen uns einfallen. Jede Notiz ist einzeln abrufbar, wie eine Karteikarte in einem Zettelkasten.

Express – alles muss raus!

Aber all die gesammelten und zusammengefassten Ideen nützen wenig, wenn man nichts daraus macht. Was mir an CODE besonders gefällt, ist, dass dies direkt geschieht. Denn der letzte Schritt ist, diese Ideen in einem Beitrag weiterzugeben – ein Beitrag kann zum Beispiel ein Artikel, ein Vortrag, ein Kurs oder ein Buch sein. Beeindruckend: Durch die Verknüpfung unserer atomaren Notizen können wir strukturiert auf ausformulierte Gedanken (und deren Quelle) zugreifen und schnell etwas Neues daraus erschaffen.

Durch die Veröffentlichung eines Beitrags erweitern wir unseren Horizont und treten mit anderen in Kontakt, um wieder neue Ideen und Zusammenhänge zu erkennen. Und dann geht alles wieder von vorne los … wer hat noch nicht, wer will nochmal?!

Alles so schön bunt hier: Mein persönlicher Weg zum Second Brain

Im Ernst: Bei mir laufen alle vier CODE-Phasen immer parallel und das Second Brain (natürlich in OneNote) gibt es erst seit gefühlten fünf Minuten, wer weiß, wie lange ich noch dabei bleibe. Aber heute habe ich ein extrem gutes Gefühl bei der Anwendung dieser Techniken. Wenn ich also hier meinen Prozess beschreibe, klingt das so viel geordneter, als diese Achterbahnfahrt durch meine Hirnwindungen in Wirklichkeit ist.

Ich habe einen WhatsApp-Chat mit mir selbst, eine ellenlange Merkliste auf Instagram. In meinem Postfach sammeln sich Screenshots von Artikeln, das Notizbuch auf meinem Schreibtisch wird immer voller und in meiner Fotogalerie lagern Fotos von Folien, Infotafeln, Flipcharts und Metaplanwänden. Ich merke mir in der Onleihe Sachbücher vor, abonniere Newsletter und YouTube-Kanäle und selbst auf der VHS-Homepage markiere ich interessante Angebote mit Herzchen.

Alles überall auf einmal

Oft überspringe ich die Orga- und die Eindampf-Phase und fülle die Informationen direkt in eine einfache Form von Content. Eine Podcast-Empfehlung auf LinkedIn, ein Infopost im Social Intranet, ein paar PowerPoint-Slides für die Assistenzrunde. Beim letzten Bildungsurlaub habe ich jeden Tag einen (unveröffentlichten) Blogpost mit den Infos des Tages geschrieben. Unsortiert und ungefiltert aus der Begeisterung heraus.

Neugierig gehe ich auf Entdeckungsreise und suche alles nach Grundideen ab, die in mein Second Brain passen könnten. Manchmal winkt mir die Idee aus einem blinkenden Greifarm-Automaten zu und bleibt darin stecken, bis ich sie mit Mühe an einem der Plüschöhrchen aus der Masse ziehe. Manchmal ist es auch wie Entenangeln: Ich fische eine Ente nach der anderen aus meinem Infopool und schaue, ob sie vielleicht der Hauptgewinn ist.

Und wenn ich meinen Ideenschatz mit der Welt teilen will, dann gehe ich an meinen Lieblingsort – nicht auf die Kirmes, sondern in diesen Blog – und schreibe einen Beitrag.

Der Ausblick vom Riesenrad auf den Rummelplatz

Gleich teile ich meine Quellen zum Thema, möchte aber noch eine kleine Einordnung geben. Die Videos sind mir zu schnell und zu ernst. Die Referent*innen zielen immer auf höchste Effektivität ab. Das fühlt sich für mich ziemlich ungesund an und ich bin skeptisch, dass sich eigene Gedanken in diesem Tempo nachhaltig entwickeln können. Alles ist so folgerichtig, aufgeräumt und glatt, ein bisschen zu schön, um richtig echt zu sein. Ich finde, neue Ideen sollten locker aufploppen wie Popcorn. Und daher gefällt mir der Ansatz, den Stefanie Sellmer in ihrem Buch beschreibt, besonders gut: Man kann nämlich auch mit einer Frage an sein Second Brain herantreten und schauen, wohin es einen führt.

Ich möchte an dieser Stelle nochmal ein virtuelles Lebkuchenherz verschenken an Martina als Dankeschön für ihre Blogparade. Vielleicht möchtet ihr eure Gedanken dazu mit mir teilen? Ich freue mich auf eure Kommentare und lese auch fleißig alle Beiträge zur Blogparade mit.

Mehr Input zum Thema

Ali Abdaal – How to Organise your Life – Building a Second Brain (hier beschreibt er CODE)

Vicky Zhao – How To Take Smart Notes

Stefanie Sellmer – 30 Minuten Second Brain

6 Kommentare

  1. Bing, Bing, Bing… ich bin nicht alleine so 🥰
    Manchmal glaube ich, mein Gehirn ist ein Flipperautomat. Allerdings dann wieder mit Aufladephasen, wenn es zu wild war.
    LG
    Ilka

    1. Schön, dass wir da schon zu zweit sind 🙂 Müssen Flipperautomaten wirklich aufladen? Ich glaub, dass die Schwerkraft da doch das meiste macht … gleich mal einlesen. Liebe Grüße mit blinkenden Synapsen!

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