Ghost Cat Anzu

Kinoleinwand mit der Animekatze

Nippon Connection 2025 – Reise in die Unterwelt

Der erste Anime, den ich dieses Jahr bei der Nippon Connection gesehen habe. Es geht um die elfjährige Halbweise Karin, die den Sommer bei ihrem Großvater verbringt, dort trifft sie Anzu, die Geisterkatze und das Abenteuer beginnt.

Der Film startet an einem Kleinstadtbahnhof. Karin und ihr Vater Tetsuya sind auf dem Weg zu einem Tempel, in dem Karins Großvater lebt. Karin ist ein ernsthaftes Kind. Tetsuya wirkt hingegen unbekümmert. Er hat den Großvater jahrelang nicht besucht und eigentlich ist er nur hingefahren, um Geld zu leihen, denn er hat Schulden bei den Yakuza.

Während Tetsuya mit Karins Großvater streitet, taucht die Geisterkatze Anzu auf. Anzu ist ein menschengroßer orangefarbener Kater, der Mofa fährt und als Masseur (Katzen kneten nunmal gerne) arbeitet.

Karins Großvater weigert sich, Tetsuya das Geld zu leihen. Daher lässt dieser seine Tochter beim Großvater, um das fehlende Geld auf eigene Faust aufzutreiben. Er verspricht Karin, dass er zurückkommt, um gemeinsam den Todestag von Karins Mutter zu feiern und verschwindet.

Fortan passt Anzu (mal weniger verantwortungsbewusst) auf Karin auf, ein bisschen wie ein Onkel oder Cousin. Karin findet sich schnell in der neuen Umgebung zurecht und lernt die anderen Kinder, zwei Jungs, die sofort in sie verschossen sind, kennen. Neben Anzu begegnet sie weiteren Fabelwesen (einen Monsterfrosch, einen sprechenden Pilz und eine Art Dachs).

Doch vor allem wartet Karin auf ihren Vater. Als Tetsuya nicht wie versprochen am Todestag ihrer Mutter auftaucht, macht sich Karin zusammen mit Anzu auf den Weg nach Tokyo. Dort erfährt sie, dass sie die Grabstätte ihrer Mutter nicht besuchen kann, also beschließt sie, sie in der Unterwelt zu suchen …


Ein Film über Willensstärke und Yokai

Wenn ich so über die Geschichte nachdenke, geht es in erster Linie um die Willensstärke und das Durchhaltevermögen eines verlassenen Kindes. Karin lebt in einer Welt, die mit (ihr meist wohlgesonnenen) Geistern, Göttern und Dämonen bevölkert ist. Doch sie ist bedrückt und begibt sich mehrfach in Gefahr. Der Film ist gar nicht mal so niedlich, wie man es beim Titel vielleicht erwarten würde. Karin wird zwar beschützt, lebt aber nicht in einer behüteten Umgebung.

Das japanische Wort für die Fabelwesen im Film lautet Yokai und ja, sie haben undurchsichtige Ziele und sind nicht immer vertrauenswürdig. Später gibt es noch Begegnungen mit Dämonen, den Oni und Enma, dem König der Unterwelt.

Technisch ist der Film etwas Besonderes. Die Szenenbilder bleiben statisch, während sich die Figuren besonders natürlich und fließend bewegen. Das liegt daran, dass der ganze Film als Live-Action-Recording aufgenommen wurde, also mit echten Personen, die im zweiten Schritt mit den Animationen überdeckt wurden. Dieser Effekt zusammen mit den klaren, sommerlichen Farben, gibt der Geschichte einen heiteren Anstrich.

Natürlich habe ich bei anderen Filmrezensionen gespickt und muss mich, was das Erzähl-Timing angeht, anschließen: Einige Episoden wirken verkürzt, andere hätte man nicht so sehr in die Länge ziehen müssen.

Für mich bleibt der Film interessant, weil ich dabei merke, wie schwer es mir fällt, die Yokai als das zu nehmen, was sie sind. Im Hinterkopf stelle ich mir ständig die Frage, ob die Geisterkatze eine Einbildung ist und die Reise in die Unterwelt vielleicht doch nur ein Traum.

Film: Ghost Cat Anzu von Yoko KUNO und Nobuhiro YAMASHITA, 96 Minuten.


Ich habe den Film im Rahmen der Nippon Connection 2025 gesehen, hier geht es zur Startseite mit allen Filmen und Erlebnissen auf dem Festival.

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