Nippon Connection 2025 – Anime Debut
Der Film feiert die Begeisterung für Musik und die Kreativität und Leidenschaft, die Fans entwickeln können. POPREQ zeigt in seinem Filmdebüt eine für mich überraschend neue Form: Technisch perfekt, gleichzeitig verspielt.
Wir begleiten den Schüler Katana dabei, wie er die Nächte am Computer durcharbeitet, um für die Schulband ein richtig cooles Musikvideo zu produzieren. Kein Wunder, dass er im Unterricht oft schläft und unkonzentriert ist.
Eines Abends filmt er mit dem Handy Regentropfen, als er den Auftritt einer Straßensängerin sieht. Es ist ihm egal, dass sein Schirm wegfliegt und sein Handy runterfällt. Er ist wild entschlossen, für diese Sängerin ein Musikvideo zu kreiern. Schon am nächsten Tag stellt sich heraus, dass diese Sängerin Yu heißt und die neue Lehrerin an seiner Schule ist.
Nach einigem Hin und Her erlaubt Yu Katana, ein Video für sie zu produzieren, jedoch ist ihm nicht klar, dass sie schon längst mit dem Gedanken spielt, ihre Musikkarriere aufzugeben. Sein bester Freund hingegen versteht sofort, wofür ihr Song tatsächlich steht.
Der Film spielt wie so viele klassische Animes in den letzten Jahren der Highschool. Alle stehen vor der Entscheidung, was sie nach der Schule machen wollen. Nur Katana ist ein Träumer, der sich ganz im Moment befindet und in seine Leidenschaft für Musikvideos völlig aufgeht. Währenddessen hadern die Figuren um ihn herum mit ihrer Begabung.
Licht, dass durch die Blätter scheint
Mich hat der Film visuell extrem angesprochen: Durch die Fenster im Klassenzimmer fällt gleißendes Licht, dass sich in kleinen Staubpartikeln fängt. Doch die Staubpartikel sind eigentlich nur kleine Pixel-Dreiecke, die durch den Raum schweben. Schatten umreißen klar die Figuren, aber eigentlich sind die Konturen grobe Pinselstriche, am Computer generiert.
Sonnenstrahlen fallen durch eine Baumkrone, Regentropfen prallen an einem durchsichtigen Schirm ab – alles sieht perfekt aus und auf den zweiten Blick wird augenzwinkernd offenbart, dass hier alles animiert ist. Deswegen hat es mir extrem viel Spaß gemacht, hinzuschauen.
Superschön sind immer wieder überraschende Schnitte (sagt man das im Anime überhaupt?) und Einstellungen: Wir begleiten Katana und seinen Freund ins Partyviertel und durch verwundene Kellertreppen runter in die Konzertlocation von Yu. Nach dem Konzert wählt die Kamera die Abkürzung durch die verschiedenen Erdschichten nach oben auf den Bürgersteig, wo Katana mit seinem zurückhaltenden Freund über die Bedeutung von Yus Song spricht.
Es geht um Begeisterung
Begeistert hat mich auch eine Zeitraffer-Sequenz, in der wir Katana beim Rumbasteln am Musikvideo sehen. Das Timing fand ich generell extrem gelungen. Die Story hat mir auch sehr gut gefallen. So sehr, dass ich mir eine Fortsetzung mancher Erzählstränge wünsche – in meinem Kopf entsteht Fan-Fiction, wie alles weitergehen könnte.
Im Anschluss an den Film wurde noch eine Auswahl von Videos gezeigt, die von PPREQ für Yu ORIE produziert wurden – stilistisch ganz unterschiedlich – das Titelfoto dieses Artikels zeigt ein Bild aus einem der Videos.
In irgendeiner Rezension habe ich gelesen, der Film sei etwas kitschig, da gehe ich nicht mit. Der Soundtrack ist beim Film – wie könnte es anders sein bei dem Thema? – sehr dominant und ja, die Musik sind epische Popbaladen, darauf sollte man sich einstellen. Der Film feiert nicht die Liebe und bietet auch kein existenzielles Drama. Es geht um Kreativität, um Versuche und um Neuanfänge.
Wenn die Gelegenheit besteht, diesen Film oder (hoffentlich) weitere von POPREQ zu sehen, würde ich nicht zögern und sofort hinschauen.
Film: A Few Moments of Cheers von POPREQ, 68 Minuten.
Dieses Jahr habe ich bei meiner Auswahl einen Musikschwerpunkt gesetzt, hier findest du eine Doku über japanische Musikcafés.
Alle Erlebnisse und Filme der Nippon Connection 2025 habe ich hier gesammelt.

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