Sichtbar sein durch gute Geschichten

Katja Jeroschina steht nicht gern im Mittelpunkt, hier blickt sie gelassen auf die Frankfurter Skyline, das Smartphone in der Hand.

Im Beyond-Coffee-Interview erklärt Katja Jeroschina, wie du mehr Sichtbarkeit für dich und andere schaffen kannst. Mit gutem Storytelling, einer klaren Strategie und ganz viel Authentizität.

Bei der Planung meiner Interviewreihe war mir schnell klar, dass Katja Jeroschina die perfekte Interviewpartnerin für das Thema Sichtbarkeit ist. Als „Insta-Queen“ sorgt sie dafür, dass das Assistenznetzwerk in Deutschland auch auf Instagram präsent ist.

Katja ist ein Naturtalent im Storytelling und Networking. Sie hat als Assistenz in einem Großkonzern die interne Kommunikation und einen monatlichen Newsletter betreut. Heute arbeitet sie als CEO und Office Operations Assistant bei einem Softwaredienstleister sowie als freie Autorin für ein Online-Magazin. Außerdem leitet sie beim ANiD ehrenamtlich die Regionalgruppe Rheinland.

Ihr Beitrag im Buch Chefsache Assistenz war eine der Inspirationen für meine Beyond-Coffee-Serie, denn als einzige Autorin hat sie Interviews beigesteuert und so ihre Sichtbarkeit mit anderen geteilt.


Lieber anderen eine Bühne bereiten, als selbst im Rampenlicht stehen

Katja beantwortet meine Fragen im Gespräch nicht einfach nur, sondern sie erzählt Geschichten. Zum Beispiel erzählt sie, wie sie als Kind vor der ganzen Familie Gedichte aufsagen musste oder wie sie sich sofort freiwillig gemeldet hat, als sie erfahren hat, dass ihr damaliges Unternehmen eine Folge der  Sendung Germany’s Next Topmodel sponserte. Das sind perfekte Beispiele für authentisches Storytelling.

Katja hat eine starke Präsenz. Dennoch fühlt sie sich am wohlsten, wenn sie nicht selbst im Mittelpunkt steht, sondern anderen – insbesondere Frauen – eine Bühne bereiten kann. Sie hat einen guten Blick für die außergewöhnlichen Leistungen ihrer Kolleginnen und möchte diese tolle Arbeit auch für andere sichtbar machen.

„Für den Newsletter habe ich immer wieder Kolleginnen und Kollegen  angesprochen: ‚Hey, ich würde gern ein kurzes Interview mit dir führen, das an verschiedenen Stellen im Unternehmen platziert wird – nicht nur deutschlandweit, sondern auch international im Konzern.‘

Es begeistert mich, wenn vor allem die weiblichen Mitarbeitenden sich so sehr freuen, dass ihre Arbeit gesehen wird. Ihre Erfolge sind gleichzeitig meine Erfolge, denn ich habe durch ihre Sichtbarkeit dazu beigetragen.“

Katja beobachtet oft, dass Frauen dazu neigen zu denken, dass alle ihre Leistungen sehen können und ihre Arbeit für sich selbst spricht. Sie verweist auf die Umbrella-Theory von Gill Whitty-Collins, die besagt, dass diese Leistungen ohne Selbstmarketing wie durch einen großen Regenschirm verdeckt werden und Frauen so Karrierechancen entgehen.

Wenn du jetzt mit dem Selbstmarketing anfangen möchtest, rät Katja dazu, zwischen interner und externer Sichtbarkeit zu unterscheiden.


Positiv im Unternehmen auffallen

Gerade in der Assistenz lässt sich in Sachen interne Sichtbarkeit viel bewegen, wenn du gut vorbereitet bist und proaktiv arbeitest. Du kannst davon ausgehen, dass die interne Kommunikation immer auf der Suche nach guten Stories ist, aber nicht von alleine auf dich zukommt.

„Wenn ich bei meinem alten Arbeitgeber wollte, dass eines meiner abgeschlossenen Projekte auf der internationalen Intranetseite erscheint, musste ich die zuständige Person im Ausland anschreiben. Dafür hatte ich den Text und ein Foto im passenden Format schon vorbereitet.

Das ist mein Tipp an alle: Stelle nicht nur vage Anfragen, denn die verlaufen schnell im Sande oder es kommt im entscheidenden Moment etwas dazwischen.“

Wie soll jemand von deinen Erfolgen erfahren, wenn du deine Geschichte nicht erzählst? Sprich also selbst darüber, was du für das Unternehmen geleistet hast und warte nicht darauf, dass andere das für dich übernehmen.

Dafür musst du keine Rampensau sein und gerne auf der Bühne stehen. Texte bleiben oft viel länger präsent als ein großer Auftritt. Sie stehen im Intranet, können im Newsletter genutzt werden und bleiben abrufbar. Das kannst du für dich nutzen und den Content immer wieder mit anderen teilen.

„Stellst du deine Sichtbarkeit immer hinten an, wird immer etwas dazwischen kommen: Schnell noch etwas für die Chefin oder den Chef, für das Team erledigen und dann fehlt dir die Energie und die Motivation. Du wirst wahrscheinlich immer viel zu tun haben. Erzähle deshalb zuerst deine Geschichte, damit das auf jeden Fall erledigt ist. Stell dich selbst an erste Stelle!”

Katja hat Selbstmarketing ganz oben auf ihre To-do-Liste gesetzt und wie jeden anderen Teil des Projektmanagements in den Kalender aufgenommen. Texte für das Intranet oder Postings vorzubereiten und das eigene Thema im „Monthly Round Table“ zu platzieren, sind nämlich genauso wichtige To-dos wie Termine für das Team zu planen und Rechnungen zu zahlen.


Deine Geschichte auf Social Media teilen

Für Katja ist die Plattform LinkedIn der beste Ort, um sich im beruflichen Kontext zu zeigen. Dort postet sie über ihre Projekte und die Netzwerk-Treffen, die sie für das ANiD organisiert. Außerdem repostet und kommentiert sie Beiträge über Events, an denen sie teilgenommen hat.

„Mein Motto ist: Bevor andere über dich sprechen, erzähl deine Geschichte! Damit die Leute, die dir folgen, immer auch deine Seite der Geschichte kennen.“

Mit den Inhalten ihrer Beiträge positioniert sich Katja ganz eindeutig. Sie zeigt ihr Organisationstalent und hilft anderen dabei, sich zu vernetzen. Dazu muss sie gar nicht viel posten, aber wenn, dann immer zu den Themen, die sie ausmachen. Ihr Vorteil für Social Media ist, dass Katja gerne Menschen miteinander in Kontakt bringt.

„Ich habe schon genetzwerkt, bevor es überhaupt Social Media gab. Das hat schon auf dem Spielplatz angefangen, wo ich immer gute Ideen hatte, wer mit wem spielen kann. Dieses Verbindende ist für mich ganz natürlich, und weil es von Herzen kommt, kommt es auch gut an.“

Für die Zukunft hat Katja sich vorgenommen, auch mal über Fuck-Ups, also über Fehler und Misserfolge, zu schreiben. Denn sie selbst inspiriert es, wenn sie von anderen erfährt, wie sie schwierige Situationen meistern und aus ihren Fehlern lernen. Ein Posting in diese Richtung hat sie bereits veröffentlicht und eine total schöne Resonanz dazu erhalten.

Um auch in beruflich angespannten Phasen regelmäßig aktiv zu sein, orientiert sich Katja an bevorstehenden Events, Jahrestagen und Aktionstagen. Reminder im Kalender sind die einfachste Form eines Contentplans, den auch du schnell umsetzen kannst.


Strategisch vorgehen und dabei authentisch bleiben

Für Katja bedeutet strategisches Vorgehen vor allem, sich Ziele zu setzen und die Schritte dorthin zu planen. Sie überlegt sich genau, über welches Event sie schreiben möchte, und erreicht mit ihren Postings dann enorme Sichtbarkeit – wie mit ihrem Bericht zum Pre-Event der Assistants World 2025.

Katja erklärt das Zusammenspiel zwischen Strategie und Authentizität wie folgt:

„Wenn du einen Plan machst, kommst du viel einfacher auf die echten Geschichten. Jeder hat eine besondere Geschichte zu erzählen, auch du!“

Zum Jahrestag der Buchveröffentlichung von „Chefsache Assistenz“ hat sie mit den anderen Autor:innen vereinbart, dass alle etwas posten, um richtig viel Aufmerksamkeit zu erhalten. Auch das ist eine sehr strategische Vorgehensweise, denn dieser Content kann für Reposts und Insta-Stories weiterverwendet werden.

Jahres- und Aktionstage eignen sich immer gut als Ankerpunkte für die Contentplanung. Katja ist beispielsweise immer am Tag der Assistenz aktiv, um die Bindung zur Assistenz-Community zu stärken. Auch den Tag des Podcasts hat sie genutzt.

„Letztes Jahr habe ich zum Tag des Podcasts einen Beitrag über meine Lieblingspodcasts gepostet und geschrieben, dass es mein Ziel für 2025 ist, selbst in einem Podcast zu sprechen. Mit dem Ergebnis, dass ich sogar in zwei Podcasts zu Gast war. Dort konnte ich diese Geschichte wieder aufgreifen – das ist Storytelling!”

Um Sichtbarkeit zu schaffen, musst du nicht besonders kreativ sein. Schau einfach genau hin und überlege, welche Geschichte dazu gut passen würde. Wenn du deine echte Geschichte in deinen Worten erzählst, ist sie immer authentisch. Katja achtet auch darauf, nur das zu veröffentlichen, was sich richtig anfühlt.

„Wer mich lange kennt, weiß, dass jede Geschichte, die ich erzähle, wahr ist, und ich erzähle sie in meinen eigenen Worten. Die echten Geschichten schreibt das Leben, das ist das ganze Geheimnis.“


Katjas Top 5 Tipps für deine Sichtbarkeit

Immer öfter hört man: „Sei sichtbar!”, doch Katja betont, dass ein Posting ohne Geschichte nicht im Gedächtnis bleibt – denn durch ein gutes Narrativ bleibst du wirklich in Erinnerung.

Wenn du dich auch beruflich in Richtung Social Media weiterentwickeln möchtest, biete an, dich bei der Betreuung eines Firmenaccounts einzubringen und halte Ausschau nach spannenden Projekten.

  • Starte von innen nach außen: Beginne mit interner Sichtbarkeit bei deinem Arbeitgeber. Platziere zum Beispiel Berichte über abgeschlossene Projekte und Erfolge im Intranet.
  • Bühne für andere bereiten: Wenn du selbst nicht gerne im Mittelpunkt stehst, kannst du auch andere dabei unterstützen, ihre Arbeit sichtbar zu machen.
  • Starte einfach: Eine Handy-Kamera und günstige Tools (Ringlicht, Mikrofon für Interviews) reichen erst einmal aus.
  • Poste effektiv und natürlich: Es kommt nicht so sehr darauf an, wie oft du postest. Wichtiger ist, dass deine Beiträge authentisch sind und du eine Geschichte erzählst.
  • Finde den roten Faden in deinen Stories: Es ist die Summe deiner coolen Stories, die dir Erfolg bringt – besonders, wenn sie einem erkennbaren Thema folgen. Sprich also über deine Leidenschaften!

Astrid Schewe und Katja Jeroschina beim gemeinsamen Selfie auf der Dachterasse für der Frankfurter Skyline im Abendlicht.

Wenn du Katjas Storytelling-Talent erleben möchtest, kannst du dich mit ihr auf LinkedIn vernetzen oder dem Instagram-Account des ANiD folgen.

Im Podcast mit Saskia Hagendorf hört ihr richtig gute LinkedIn-Tipps von Katja und beim Ease-Admin Podcast spricht sie über Vorurteile und Sichtbarkeit in der Assistenz.

Natürlich empfehle ich außerdem ihr Kapitel im Standardwerk „Chefsache Assistenz“, in dem sie unter anderem die Online-Unternehmerin Daria Petuchov interviewt.


Auch mich erreichst du über LinkedIn oder du kannst mir eine E-Mail an astrid@kaffeekochen-war-gestern.de schicken. Ich freue mich auf den Austausch zu deinen Themen aus der Assistenz!

Möchtest du mehr darüber lesen, wie die moderne Assistenz tickt? Hier findest du alle Beyond-Coffee-Interviews auf einen Blick.


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