Relaxen in Bad Nauheim

Verglaste Verbindung zwischen der neugebauten Therme und dem alten Badehaus, dahinter der Waitzsche Turm

Februar ist ein guter Monat für historisches Baden. Ich habe mich in der neuen Sprudelhoftherme in Bad Nauheim umgesehen und in Jugendstilambiente relaxed.

Seit einigen Jahren weiß ich, dass ich an meinem Geburtstag nicht im Büro verbringen will, sondern an einem hübschen Ort, wo ich bei angenehmer Wassertemperatur entspannt vor mich hin verschrumpeln kann. Dieses Jahr fiel meine Wahl auf die gerade erst eröffnete Sprudelhoftherme in Bad Nauheim.

Bad Nauheim liegt in der Wetterau und ist von Frankfurt aus schnell zu erreichen. Ich war schon öfter hier zum Wandern, und möchte dir auch die ordentlich gekennzeichneten Wanderwege (bis auf eine Ausnahme*) ans Herz legen. Besonders der Salzwanderweg bietet eine gute Mischung: Er führt an den Industriekultur-Denkmälern der Stadt vorbei durch Naturlandstriche und Salzwiesen.

Salz ist das Stichwort: Es gibt ein natürliches Vorkommen von Thermalsole in Bad Nauheim, was die Stadt zum Heilbad und um 1900 zum Kurort von Weltrang machte. Um diese Zeit (von 1905 bis 1911) entstand der „Sprudelhof“, ein wunderschönes Jugendstilbauwerk, dessen Eingangsgebäude mit stilisierten goldenen Wellen und Blubberblasen verziert sind. Der Sprudelhof ist allerdings im Moment eine Baustelle.

Für Anfang Februar ist es ganz schön sonnig auf der Baustelle des Bad Nauheimer Jugendstilensembles.

Was ist neu an der Sprudelhoftherme?

Die Sprudelhoftherme ist eine niegelnagelneue Einrichtung, die an einer Stelle mit einem der historischen Badehäuser verbunden ist. Man startet im großzügigen Eingangsbereich, der von der Schwimmhalle nur durch eine Glaswand getrennt ist – der Blick ganz frei bis zum Außenbecken. Ich checke mit einem Drei-Stunden-Ticket für Solebad und Saunabereich ein und leihe mir einen Bademantel.

Solebad mit Aussicht

Der Thermen-Neubau beherbergt verschiedenen Anwendungen: Solebecken mit verschiedenen Soleanteilen und Temperaturen, ein Soledampfbad, Soleinhalation und ein Thermalbecken. Auf der Webseite wird der empfohlene Ablauf beschrieben, aber ich bin ja zum Vergnügen hier, halte mich also null an die Regeln.

Tropendusche – ein großer Spaß

Statt mich sportlich zu betätigen, zieht es mich unter die Tropendusche – eine riesige Regendusche. Sie tröpfelt ganz nett vor sich hin. Dann erklärt mir ein älterer Herr streng, dass ich erstmal warten müsse, um sie korrekt zu betätigen. Na gut. Das Warten hat sich sehr gelohnt: Es ist keine stinknormale Regendusche, sondern es kommt ein wahrer Monsun runter, macht richtig wach. Danach erstmal entspannen im Intensivsolebecken, die trockenen Hautstellen machen sich bemerkbar, aber es bleibt angenehem.

Sprudelstrudel im Außenbecken

Der Blick vom Solebecken geht nach draußen, wo aus dem Außenbecken zarter Dampf aufsteigt. Nichts wie raus: Warmes Wasser, kalte Luft, Wintersonne – herrlich! Das Außenbecken hat einen Strudel, in dem Düsen den Körper immer weiter im Kreis durchs Wasser schieben. Das Tempo ist ordentlich, wie im Karussell, nur schwerelos: Hui. Trifft der Düsenstrahl eine verklebte Faszie (zum Beispiel an der Oberschenkelaußenseite, weiß nicht, ob das noch jemand kennt), ist’s allerdings kurz schmerzhaft.

Verbindung zwischen Alt und Neu

Genug geplanscht, ich ziehe weiter. Die Sprudelhoftherme schafft immer wieder Verbindungen zwischen dem Neubau und dem alten Badehaus. Diese „Zwischenwelten“ sind schick, clean und gut durchdacht.

Saunagarten

Da wäre zunächst der Saunagarten, das ist die Außenanlage im textilfreien Bereich und liegt zwischen dem Neubau und dem Badehaus 2. Er liegt genaugenommen etwas unterhalb des Außenbeckens und ist so vor Blicken aus dem Bad geschützt. Ob es auch genug Sichtschutz vom daneben gelegenen Minigolfplatz im Kurpark gibt, bezweifle ich ein bisschen. Einfach nicht drüber nachdenken.

Im Saunagarten steht der Waitzsche Turm, in den eine kleine Sauna integriert wurde. Außen gibt es noch die Kräutersauna und die Panoramasauna sowie ein großzügiges Kaltwasserbecken, Schaukeln und Liegen zum Abkühlen an der frischen Luft. Aufguß ist jede Stunde und des guten Wetters wegen immer in der großzügigen Panoramasauna. Dort erlebe ich auch den Thymian-Zitronenmelisse-Aufguss und fühle mich danach ein bisschen wie ein schonend gegartes Zitronenhuhn.

Kesselsauna

Noch ein schöner Mix aus Alt und Neu ist die Kesselsauna im Badehaus. Dabei wurde eine Sauna vis à vis der alten Heizkessel, die hinter Glas in Szene gesetzt wurden, gebaut. Man schwitzt also mit Blick auf den historischen, industriellen Teil des Badehauses. Nice. Rosen dürfen in Bad Nauheim natürlich nicht fehlen, es gibt daher eine Rosensauna und ein Rosendampfbad.

Kleines Manko im Saunabereich: Die Saunabar ist noch nicht besonders gut bestückt und nach dem Aufguss in der Panoramasauna steht kein fancy Abkühlungsdrink oder Obst bereit, was ich normalerweise erwartet hätte. Im Herbst soll alles erst so richtig, richtig losgehen.

Badehaus 2 – Da gibt’s was zu sehen!

Mein wahres Highlight sind die alten Jugendstilelemente im Badehaus. Wenn man nur das Ticket für das Solebad löst, bekommt man vom eigentlichen Schatz der Sprudelhoftherme aus meiner Sicht gar nichts mit. Das „Badehaus 2“ ist nämlich richtig was fürs Auge und fürs (Jugendstil-)Herz. Ich hätte nur zu gerne Fotos gemacht, aber klar, im Schwimmbad geht das einfach nicht.

In den Badehäusern waren früher Badewannen in vielen einzelnen Nischen aufgestellt. Die Wannen gibt es nicht mehr, die Nischen wurden zu Ruheräumen umfunktioniert und einige Saunen (Rosensauna, Kesselsauna) eingefügt. Auf der gegenüberliegenden Seite im Badehaus ist der Bereich für die Wellnessanwendungen.

Schmuckhof

Das erste Highlight im Badehaus ist der Schmuckhof. Das ist ein kleiner, mit einem Brunnen gestalteter Innenhof, der hinter wunderschönen Jugendstil-Buntglasfenstern liegt. Betreten kann man ihn nicht, aber bewundern: Die Fassade ist mit blauen und gelben Fliesen geschmückt und den Brunnen ziert eine Nixe eine auf einem Delphin reitende Frau.

Kleukens-Lounge

Das andere Highlight ist ein ganz besonderer Ruheraum. Die Kleukens-Lounge, benannt nach dem Jugendstilkünstler Friedrich Wilhelm Kleukens, ist ein hoher Raum mit einer Galerie. Man blickt von der Liege aus wieder auf Mosaikfenster: stilisierte Pfauen, die durch Efeu schreiten. Ich verliert mich schnell in diesen ruhigen, schattigen Motiven, die vielen herzförmigen Blätter, die kleinen Unterschiede zwischen den Vögeln.

Oben auf der Galerie hängen großformatige, bunte Ölgemälde. Es sind Elfengemälde von Kleukens: Kinder mit Schmetterlings- oder Libellenflügeln, eingerahmt durch Kränze, die von Schwänen, Pfauen und Pelikanen getragen werden. Auf den zweiten Blick zu entdecken gibt es noch etwas aus dem Werk von Kleukens, nämlich das Vogelfenster, das an der Seite des Raums verbaut ist.

Wunderbar entspannt und beseelt

Das waren auch schon meine Eindrücke von den Sprudelhofthermen. Nach der Sole, den Saunagängen und dem Dösen in der Jugendstil-Lounge fühle ich diese entspannte Schwere im Körper. Ein wunderbarer Wintertag war das und ich komme bestimmt wieder.


*Die Ausnahme: Du hast den Betriebsausflug vorbereitet, es ist der heißeste Tag des Jahres und du verläufst dich mit der gesamten Gruppe zwischen dem Rosendorf Steinfurth und Bad Nauheim. Ja dann kann es passieren, dass dein Kollege einen Comic darüber ins Internet stellt, wie er beim Betriebsausflug Angst hatte, dass sein erster Einsatz als Ersthelfer die Entbindung der hochschwangeren Kollegin mitten in den Salzwiesen Bad Nauheims sein könnte.

Kommentare

2 Antworten zu „Relaxen in Bad Nauheim“

  1. Nachträglich ganz herzlichen Glückwunsch – zum Geburtstag und zur Entscheidung des historischen Badens. Und ja, den Autsch-Moment bei Wasserdüse und das Salzbritzeln kenne ich auch.

    1. Astrid Schewe

      Vielen Dank für die Glückwünsche! Historisch Baden ist immer eine gute Entscheidung und die Faszien danach schön aufgelockert.

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