Working Out Loud und ich

Es kann so einfach sein.

Working Out Loud (WOL) ist ein Zwölf-Wochen-Programm zur individuellen Zielerreichung in einer kleinen Gruppe (dem „WOL-Circle“). WOL basiert auf der Idee, dass man durch gezielte Beziehungsarbeit Fortschritte auf dem Weg zum eigenen Ziel machen kann. Hier sind einige Aspekte von WOL, die ich gerne mit euch teilen möchte.

Mein erster WOL-Circle fand Anfang 2024 im Rahmen von #FrauenStärken statt. Jetzt, ein halbes Jahr später, hat sich mein Circle wieder getroffen und darüber gesprochen, was wir durch WOL gelernt haben und wie sich unsere Lernreise in der Zwischenzeit verändert hat. Ich denke, dass sich durch WOL die Einstellung zum Ziel bei allen sehr nachhaltig verändert hat.

Klingt jetzt so, wie bei einer Sekte, aber es ist nunmal echt so: Erst durch die Teilnahme an einem Circle kommt man zu einem tieferen Verständnis für dieses zwölfwöchige Programm. Ich teile hier meine Erlebnisse und was WOL für mich zu einer positiven Erfahrung gemacht hat. Vielleicht könnt ihr dann für euch entscheiden, ob ihr WOL auch mal ausprobieren wollt. Es ist keine Sekte, versprochen.

Working Out Loud ist eine Methode, die John Stepper entwickelt hat. Es handelt sich bei WOL um eine Form des „Peer-Coaching“. Bei WOL arbeiten fünf Personen in einem WOL-Circle gemeinsam an persönlichen Zielen. Dafür muss man sich vorher nicht kennen, man muss auch nicht am gleichen Ziel arbeiten, jede*r hat ein eigenes Ziel, bei dessen Erreichung die Gruppe supportet. Je unterschiedlicher die Teilnehmenden, desto mehr unterschiedliche Denkanstöße bekommt man.

WOL-Circle: Gemeinsam stärker

Als ich im Frühjahr 2023 den Vortrag von Lisa-Katherina Schutter auf dem virtuellen Kongress „Hello New Work“ hörte, war ich fasziniert. Lisa-Katherina sprach über Großzügigkeit, über Sichtbarkeit und über einen neuen Blick auf das Thema Networking. Ihr Vortrag war der Grund, warum ich mich auf die Warteliste von #FrauenStärken gesetzt habe. Dann dauerte es fast ein Jahr, bis ich endlich einem WOL-Circle zugeteilt wurde.

Ein Circle trifft sich einmal pro Woche eine Stunde lang. Während der Woche gibt es Aufgaben aus dem Circle-Guide von John Stepper. Bei #FrauenStärken erhalten die Gruppen zusätzlich jede Woche einen Newsletter mit passenden Videos und Impulsen. Zum WOL-Programm gehört natürlich auch die Arbeit am eigenen Ziel, für das im Laufe der zwölf Wochen eine persönliche Routine entwickelt wird.

Mein Circle („Circle 93“) startet Ende Januar 2024 und besteht aus Andrea, Nina, Katja, Ina und mir. Wir kannten uns vorher nicht, wohnen alle in verschiedenen Städten und haben uns noch nie live getroffen. In den zwölf Wochen haben wir uns aber sehr gut kennengelernt und viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Dazu später mehr.

Working Out Loud: Mehr als nur ein Programm

Das erste Treffen ist eines der intensivsten der zwölf Wochen. Die Gruppe trifft sich zum ersten Mal, wir sprechen direkt über unsere Motivation und unsere Ziele. Außerdem entscheiden wir uns am Ende des ersten Treffens verbindlich für WOL und für zwölf Wochen gemeinsame Arbeit an unseren Zielen.

Damit man möglichst viel von WOL mitnimmt, sollte man sich ein Ziel aussuchen, das gut zu diesem Programm passt. Man teilt sein Ziel mit der Gruppe, auch wenn es noch nicht perfekt ist. WOL erlaubt es auch, das Ziel immer weiter zu verändern, bis es sich richtig anfühlt. Hier einige Kriterien, um ein passendes Ziel zu bestimmen:

  • Das Ziel sollte Neugier und Interesse wecken. Langweilige Ziele kann und will man meistens nicht dauerhaft verfolgen.
  • Es sollte klein und überschaubar sein. Also nicht die Weltherrschaft, da verzettelt man sich zu leicht.
  • Um das Ziel zu erreichen sollte man auf die Erfahrungen anderer angewiesen sein. Also nicht einfach ein Buch lesen, oder eine Matheaufgabe lösen, nichts wofür es ein Patentrezept gibt.
  • Es sollte als Lernziel formuliert werden, das möglichst positiv besetzt ist. „Meine Gesundheit fördern durch neue Verhaltensweise XY“ statt „Nie wieder Chips und Schokolade essen“.

Circle 93 arbeitet von Anfang an sehr konzentriert. Wir vereinbaren, dass wir uns mit der Moderation und dem Timekeeping abwechseln und in der Zwischenzeit einfach per E-Mail in Kontakt bleiben. Bei unseren Treffen halten wir uns fast immer an die Zeitvorgabe und nehmen einige Übungen als Hausaufgabe mit. Was mich besonders beeindruckt: Die Gruppe ist ein sehr sensibler Resonanzraum für die eigenen Gedanken. Die Atmosphäre ist offen und neugierig.

Von Butoh bis Doris Dörrie: Wie WOL unerwartete Verbindungen schafft

Ebenfalls in der ersten WOL-Woche erstellen wir unsere Beziehungslisten. Das ist eine Liste von Kontakten/Personen/Gruppen/Communities, die einem helfen können, sein Ziel zu erreichen. Man betrachtet sein Ziel also durch die „Beziehungsbrille“: Wen kenne ich eigentlich, mit dem ich dieses Thema oder Ziel teile? Wer inspiriert mich? Wer sind die Expertinnen auf diesem Gebiet? Wie kann ich diese Personen besser kennen lernen?

An der Beziehungsliste wird während der zwölf Wochen kontinuierlich gearbeitet. Alles ist erlaubt: Menschen, die man bereits sehr gut kennt (zum Beispiel die Lieblingskollegin) können genauso auf der Liste stehen wie Menschen, von denen man sich nicht mal sicher ist, ob sie wirklich existieren (zum Beispiel Banksy).

Am liebsten erzähle ich folgende Anekdote zur Bezieungsliste: Ich habe die „Fakten über mich“-Übung in der WOL-Gruppe bei LinkedIn gepostet. Einer der Fakten: Ich tanze Butoh. Dazu gab es viele Fragen und ich habe einfach geantwortet, indem ich auf den Film „Kirschblüten – Hanami“ von Doris Dörrie hingewiesen habe. Und dabei ist mir klar geworden, dass Doris Dörrie als Dozentin für Kreatives Schreiben gut auf meine Beziehungsliste passen könnte. Nur wenige Wochen später habe ich an einem ihrer Online-Seminare teilgenommen!

Dieser Wechsel auf die Beziehungsebene war für mich völlig neu. Bis dahin das Gefühl, dass ich mit meinem Ziel komplett allein stehe und durch die Liste hatte ich auf einmal 20 Menschen, mit denen ich durch das Thema verbunden bin. Ob diese Personen wissen, dass uns dieses Ziel verbindet? Das bestimmt man später anhand einer einfachen Skala. Und wie man neue Kontakte anbahnt und aufbaut, lernt man innerhalb des Programms ganz praktisch.

Es hat mich etwas Überwindung gekostet, eine Beziehungsliste zu formulieren. Der Austausch im WOL-Circle hat mir sehr geholfen, auf naheliegende Personen zu kommen. Durch die Treffen ist man insgesamt fokussierter auf sein Ziel. Manche Übungen bringen einen auch auf neue Gedanken.

Fakten über mich … eine Lieblingsübung

Warum habe ich Fakten über mich gepostet? Ob ich glaube, dass es die Leute interessiert? … Ich hätte es nicht unbedingt gedacht, aber wenn wir ein Netzwerk aufbauen wollen, müssen wir sichtbar werden und Anknüpfungspunkte bieten.

„50 Fakten über mich“ ist eine Sichtbarkeitsübung aus dem WOL-Kosmos. Im Rahmen von WOL wird man aufgefordert, eine Liste mit 50 Fakten über sich selbst zu erstellen. Die Fakten sollen so einfach sein, dass sie als Anknüpfungspunkte für neue Beziehungen dienen können (Lieblingsessen, Geburtsort, Sport etc.).

Die „Fakten über mich“ ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und sind immer ein Gesprächsangebot – kein Wunder, dass sie mittlerweile zu einem Standardformat für Social Media Posts geworden sind. Auch wenn man nicht gleich die ganze Liste teilt, werden die Texte und Beträge persönlicher, wenn man eine Liste hat, wird die Interaktion mit neuen Kontakten auf jeden Fall einfacher.

Im Circle 93 haben wir uns die 50 Fakten als Hausaufgabe gegeben und auf Inititaitve einer Teilnehmerin, die uns ihre Fakten per Mail geschickt hat, komplett miteinander geteilt. Bei 50 Fakten kommt so einiges zusammen: Manche Fakten sind ganz klein, manche sind lustig, manche sehr persönlich. Nach der Übung ist unser Kreis noch ein bisschen enger zusammengerückt. Deshalb ist meine ganz große Empfehlung, es selbst einmal mit einer Liste von 50 Fakten zu versuchen.

Beziehungsarbeit als Erfolgsfaktor: Wie WOL neue Türen öffnet

Wie komme ich nun meinen Wunschkontakten näher? Und damit meinem Ziel? Die Antwort lautet durch „Beiträge“. WOL definiert einen Beitrag als „zwischenmenschliches Signal“. Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen ein „Angebot“ zu machen. Die einfachste Form? Aufmerksamkeit, Liken, Folgen, Loben … Diese Aumerksamkeitsbeiträge kann man ohne Vorkenntnisse geben.

Das mag unspektakulär klingen, aber dadurch erreichen uns die richtigen und interessanten Inhalte für unser Ziel. Im ersten Schritt führen diese Beiträge zu vielen neuen Social-Media- und Newsletter-Abos, zu einer volleren Inbox. Im zweiten Schritt erhalten wir dadurch mehr direkte Informationen (zum Beispiel, dass ein Online-Workshop oder eine Blogparade stattfindet). Wenn wir in unserem Thema etwas weiter sind, können wir unsere Learnings in einem Posting anderen vorstellen und nach weiteren Tipps fragen. Und langfristig finden wir so unseren Weg zu neuen Ideen und interessanten Wissensgebieten.

Wir kommen durch Beiträge in den Austausch, ganz kleinteilig und langsam und so entwickeln sich langfristige und stabile Beziehungen. Alternativen zu Social-Media-Beiträgen sind übrigens Danksagungen, Höflichkeitsgesten und Komplimente im realen Leben. Mehr passiert zunächst nicht, denn um die Beziehung zu vertiefen, müssen wir selbst ein Angebot machen, nicht zu viel verlangen. Zuhören und Aufmerksamkeit schenken, großzügig sein mit unserem Wissen. So einfach kann es sein.

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