Trotzdem!

Grafittiwand auf dem NDS Areal in Amsterdam: Ein Zombie mit "Free Hugs"-Shirt, eine Friedenstaube, ein Bild von einer Frau mit dunklen Haaren in einem blauen Kleid und ein Kind, dass mit Kreide ein Herz malt.

In meinem Blognacht-Text geht es um den schmalen Grat gut gemeinter Ratschläge und darum, wie es sich anfühlt, irgendwie immer Recht zu haben.

Es gibt diese Liedzeile von Knarf Rellöm:

„Wo ich Recht hab, da hast du Argumente“

Fühl ich, seit ich sie zum ersten Mal gehört habe. Ich bin sehr, sehr oft Team „Ich hab’s dir doch gleich gesagt!“. Ich habe nämlich sehr, sehr oft Recht.

Recht mit meiner Interpretation einer Situation und auch Recht mit meinen Prognosen. Wo andere ratlos, unentschlossen oder ergebnisoffen unterwegs sind, sehe ich alles überdeutlich, glasklar, messerscharf.

Entscheidungen fallen mir in ganz vielen Fällen leicht. Mein Kopf und mein Bauch sind eng miteinander verdrahtet. Ich höre auf beides und komme ziemlich gut klar damit.

Diese gute Intuition habe ich wohl größtenteils durchs Fehler machen entwickelt. Was ich bisher auf diese Weise rausgefunden habe:

  • Nur wenige schlechte Entscheidungen können nicht mehr rückgängig gemacht werden – nichts ist in Stein gemeißelt.
  • Aber der richtige Moment für eine gute Entscheidung kann vertrödelt oder verpasst werden.
  • Auch solche verpassten Entscheidungen lassen sich korrigieren – besser spät als nie.
  • Es gibt immer mehr als nur eine Lösung für ein Problem.
  • Sei nicht so hart mit dir selbst, das bringt überhaupt gar nix.

Ich weiß ja um meine gute Intuition, also gebe ich supergerne Tipps. Auch dann, wenn ich keine richtige oder vollständige Lösung am Start habe.

Nein, das ist nicht ideal – merk ich selber – aber es ist schon besser geworden. Statt „Mach das doch einfach so“ sage ich „du schaffst das schon“ oder „ich hab dich lieb, egal was ist“.

Ich möchte helfen. Recht behalten möchte ich aber auch. Das ist eine Zwickmühle. Vor kurzem hat mich jemand direkt daraus erlöst. Es war ein echter Zauberspruch:

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass du Recht hast, aber ich mache es wahrscheinlich trotzdem anders.“

Ich musste mir keine Sorgen machen. Durch dieses „Trotzdem“ war ich ganz befreit.


Ein widersprüchlicher Blognacht-Text ist das heute geworden. Da wird bestimmt noch weiter dran geschraubt. Nicht mehr heute, jetzt wird veröffentlicht. Annas Impuls aus der Blognacht war „Trotzdem!“.

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