Sommerlektüre 2025: Einfach können – gute Texte

Ein übersichtliches Handbuch von Anke Ernst. Ihr Kernthema ist die eigene Schreibstimme. Das Buch führt in vier Schritten zur Veröffentlichung.

Anke Ernst ist mir vor ein paar Wochen bei LinkedIn über den Weg gelaufen. Denn unter dem Motto „Schreibend durch den Sommer“ hat sie verschiedene interessante Gastautorinnen für jeweils eine Ausgabe ihres Newsletters zusammengebracht.

In diesem Newsletter wirbt Anke Ernst wiederum für ihr Buch, das in der Duden-Reihe „Einfach können“ erschienen ist. Mein Exemplar ist geliehen, die Stadtbücherei Frankfurt hatte das Buch genau im richtigen Moment für mich parat.

Anke Ernst ist Autorin und Schreibcoach. Unter dem Motto „die Welt in deinen Worten“ hilft sie ihren Kund:innen dabei, die eigene Schreibstimme zu finden.


Gute Texte mit Anke Ernst

Das Buch umfasst schmale 98 Seiten und ist in vier Kapitel untergliedert:

  • Ihre Schreibstimme
  • Fragen zum Schreibstart
  • Schreiben und Überarbeiten
  • Veröffentlichen

Das Alleinstellungsmerkmal dieses Ratgebers ist, dass die Schreibstimme immer im Mittelpunkt steht. Außerdem der klare Überblick über die wichtigsten Schreibtechniken.

Schreibstimme definiert Anke Ernst folgendermaßen:

Sie sprechen und schreiben sozusagen im Default-Modus in Ihrer ureigenen, einzigartigen Stimme. Die, mit der Sie auch frei Schnauze in Ihr Tagebuch schreiben würden. Das ist Ihr Sweet-Spot. Das sind Sie. (Seite 22)

Beim Schreiben geht es für Anke Ernst im Kern darum, diese authentische Stimme frei zu legen, weil sie die Texte einzigartig macht und der beste Hebel ist, um die Leser:innen zu erreichen.

Das erste Kapitel des Buchs hat das Ziel, die Schreibhaltung zu verändern – weg von der Ergebnisorientierung, hin zum Prozess des Schreibens. Ziemlich kompakt auf gerade mal vier Seiten.


„Einfach können – gute Texte“ ist 2024 im Duden Verlag erschienen und bietet einen knappe Überblick über die moderne Textarbeit und Schreibstimme.


Ziele für den Text entwickeln

Das zweite Kapitel hilft dabei, das Schreiben strukturiert vorzubereiten. Anke Ernst gibt einige Anregungen, wie man sich an einen Text annähern kann: Über die Zielgruppe und die eigene Beziehung zu den Lesenden, über den Inhalt des Texts und – wichtig – durch die Frage, was der Text bewirken soll.

Hier werden verschiedene Methoden vorgestellt, wie der „Küchenzuruf“ um die Botschaft eines Textes in einem Satz zu erfassen oder das Mindmapping, um einen Themenbereich weiter auszuloten.

Hilfreich ist hier vor allem die Matrix, anhand derer man seinen Text zwischen den Polen „leicht verständlicher Inhalt“ bis „komplexer Inhalt“ und „leicht zu erfassende Struktur und Stil“ und „Struktur und Stil komplexer“ verorten kann: Ein Social Media Post ist sowohl inhaltlich als auch strukturell einfach gehalten, ein Whitepaper hingegen inhaltlich und Stilistisch komplex.


Schreiben, überarbeiten und Blockaden lösen

Kapitel drei ist mit 30 Seiten das umfangreichste des Buchs und betrachtet den gesamten Schreib- und Überarbeitungsprozess.

Dabei gibt Anke Ernst wertvolle Tipps, um die Schreibphase produktiv zu halten, das Schreiben klar von der Überarbeitungsphase zu trennen und den inneren Kritiker in Schach zu halten. Sie beschreibt zum Beispiel das freie Schreiben in Sprints – immer orientiert an einer Outline für den Text.

Ausführlich, übersichtlich und sehr gut gegliedert ist der Teil des Buchs, der sich mit der Text-Überarbeitung beschäftig: Vom Storytelling, über passende Sprachbilder und einem optimalen Rhythmus, ja sogar bis hin zum Kürzen einzelner Silben gibt es hier Tipps und Beispiele.

Auf die Schreib-Typen und deren unterschiedliche Bedürfnisse beim Schreiben geht Anke Ernst nicht ein. Ihre Tipps gegen Schreibblockade orientieren sich daran, in welcher Schreibphase die Blockade eintritt – Sind es Startschwierigkeiten? Geht es um Selbstvertrauen beim Schreiben oder um die Angst vor der Veröffentlichung? Für jede Problematik reißt das Buch Lösungsansätze an.


Letzter Schliff: Überschriften, Form, fertig werden

Das vierte Kapitel rät dazu, den Text ein letztes Mal auf die Bedürfnisse und Wünsche der Zielperson hin zu optimieren. Dies geschieht durch die „Vier-Mal-Warum-Methode“ oder eine „FAB-Analyse“ – Warum an dieser Stelle erneut so intensiv an der Zielgruppen-Ausrichtung gearbeitet wird, verstehe ich nicht so ganz, sinnvoller hätte ich das bereits im zweiten Kapitel gefunden.

Pragmatisch hingegen ist der Tipp, klar zu definieren, wann der Text fertig ist. Denn den perfekten Text, so Anke Ernst, gibt es nicht, sondern nur Texte, die ihr Ziel erreichen.


Mein Fazit: Irgendwas fehlt …

Das Buch hat den Anspruch, generisch für alle Texte anwendbar zu sein, vom Social-Media-Posting bis hin zum Whitepaper. Dadurch sind die Tipps in gewisser Weise auch oberflächlich. Eine Spezialisierung, z. B. auf Online-Texte oder auf Job-Texte oder ähnliches hätte hier aus meiner Sicht gut getan. Dass hier und da noch KI-Texten erwähnt wird, ist nice to have, doch kratzt nur an der Oberfläche.

Die „Einfach können“-Reihe ist darauf angelegt, in kürzester Form und sehr einfach viele gute Impulse zusammenzufassen. Das ist bei diesem Buch gelungen und als Leitfaden für diejenigen, die schnelle Ergebnisse wollen, ohne in die Tiefe zu gehen, ist es empfehlenswert. Insbesondere die Schritt für Schritt-Anleitung zur Text-Überarbeitung dürfte vielen dabei helfen, mittelmäßige Texte in gute Texte zu verwandeln und so mehr Spaß am Schreiben zu bekommen.


Kommentare

2 Antworten zu „Sommerlektüre 2025: Einfach können – gute Texte“

  1. Tolle Buchbesprechung! Ich spüre, dass du dich intensiv mit dem Inhalt beschäftigt hast.
    Danke dafür – so weiß ich, das dieser Ratgeber nichts für mich ist.

    1. Astrid Schewe

      Dankende, liebe Christine, ich geb mir wirklich Mühe mit den Rezensionen 🧡 Besser als das Buch gefällt mir ihr Blog „indeinenworten.de“.

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