Ich war beim Barcamp des Bloggerkonferenz-Forums am 19. Dezember 2025. In diesem Beitrag fasse ich die Sessions zusammen, an denen ich teilgenommen habe. #Bloggercamp2025
Ein langer Text und nur eingeschränkte Bearbeitungsmöglichkeiten im Moment … ich baue das alles demnächst in präsentablere Häppchen um, wahrscheinlich auf mehrere Artikel verteilt, aber bis dahin erstmal quick and dirty alle Infos auf einer Seite.
Es ist eine echte Seltenheit, dass ich dermaßen unvorbereitet irgendwohin gehe. Vorgestern angemeldet, gestern Abend kurz die Startzeit nachgesehen und heute dann um 8:45 Uhr direkt online beim BloggerCamp 2025. Ich blogge noch nicht lange, aber inzwischen kenne ich doch so einige der Teilnehmer:innen aus ganz verschiedenen Ecken dieses Internets.
Kurz nach 9:00 Uhr geht es los mit einer Vorstellungsrunde, Thomas Riedel alias Droid Boy sagt an – Wie heiße ich? Was mache ich so? Wie sind meine Hashtags? – kann mich leider gar nicht auf die Runde konzentrieren, weil mir keine Hashtags einfallen. Also Flucht nach vorn und einfach mal zugeben, dass ich nicht verstehe, nach welchen Kriterien ich jetzt Hashtags sagen soll. #uaah.
Für die Sessionplanung ist eine gute Stunde eingeplant und dann geht es doch schneller. Den fertigen Sessionplan gibt es hier.
Mit KI das Blog retten
Die erste Session, die ich mitgemacht habe, war „Wie ich mit KI meinen Blog rettete“ von Thomas Riedel. Thomas hat vorgestellt, wie er mit Hilfe von Gemini in kürzester Zeit Probleme mit seinem Logfile gelöst hat. In der Session werden weitere Beispiele gesammelt.
Doch zunächst geht es kurz um das beschriebene Problem und die Ursachen (versäumtes Update? Neues Hostingpaket? Hostinganbieter?). Maria Squarra rät, Updates schnell umzusetzen „Updates sind das A und O“. Thomas Jansen alias Herr Tommi stimmt zu – in seiner bisherigen WordPress-Zeit – immerhin 18 Jahre – gab es nur einmal ein Problem mit einem Update.
Mehr Beispiele für KI-Nutzung
Johannes Mirus nutzt KI, um seinen eigenen Server zu betreiben. Sein Tipp: Crosscheck mit einer anderen KI, um unnötige Schleifen im Code und in der Bearbeitung zu vermeiden.
Ibo Mazari hat gute Erfahrungen mit SEO-Optimierung gemacht. Gemini-Analyse sei aufschlussreich und die vorgeschlagenen Anpassungen gut umzusetzen.
Weiteres Praxisbeispiel von Johannes: Er hat die KI hat ein Plugin coden lassen (Stichwort „Vibecodeing“), dass die Optik seines Blogs nach seinen Vorgaben generiert und ist sehr zufrieden damit.
Edda Klepp (strickt während des Bloggercamps konstant Socken und) hat sich einen „Schreib-Agenten“ gebaut, der ihre töften Texte lektoriert.
Mit Steady das Blog monetarisieren
Die Session „Vom Blogger zum Creator-Geschäftsmodell: So machen es andere erfolgreich und so könnte es bei dir funktionieren“ mit Sebastian Esser war ein Highlight.
Sebastian ist Geschäftsführer der Plattform Steady und Herausgeber des Krautreporter-Magazins. In der Session stellt er Steady vor und erklärt, wie Blogs Einnahmen generieren können. Ein Thema, das mich nur ganz am Rande interessiert mit meinem Hobby-Blog. Durch Sebastians Vortrag kenne ich jetzt aber realistische Möglichkeiten dazu.
Was Steady ist und was nicht
Steady ist bietet ganz verschiedene Optionen für verschiedene Bedürfnisse: Steady kann als CMS und als Newsletter-Tool verwendet werden. Es ermöglicht aber auch, Beiträge auf dem eigenen Blog hinter eine Paywall zu stellen und die Haupt-Funktion ist eine Einrichtung von Abo-Modellen für Blogs, Newsletter und Podcasts (inklusive steuerlich sauberer Abrechnung). Es fallen Kosten für die Zahlungsabwicklung an und ab einer gewissen Größe bekommt Steady 10%.
Was Steady nicht ist: Eine Reichweitenplattform, die Community bringst du selbst mit. Steady ist außerdem keine Plattform für Nazi-Inhalte. Sie ist die Plattform mit den meisten deutschsprachigen Inhalten und hat klare Communitiy-Richtlinien (keine Terror- oder Gewaltaufrufe, keine medizinische Ratschläge usw.), geprüft wird das durch ein Gremium.
Tipps zur Monetarisierung
Sebastian hat in der Session sehr gut erklärt, wie Monetarisierung funktionieren kann, dabei gilt Transparenz und Kommunikation auf Augenhöhe und ein bisschen mehr Vehemenz, als dir vielleicht lieb ist. Der erste Schritt ist das Sammeln von Mailadressen der Community, am besten, indem man eine Pushkanal einrichtet.
Der Pitch für das Abschließen eines Abos sollte klar machen, dass das Blog (in der Regel) keine Einnahmen bringt und dass es gut wäre, unterstützt zu werden, um weiter Content zu erstellen. Die größte Motivation für ein Abo ist es, Contentcreatoren zum Weitermachen zu motivieren. Damit Abonnent:innen das auch als fair empfinden, ist es besser, einige Exklusiv-Inhalte nur für diese Gruppe bereit zu stellen.
Mit Notiz-Struktur das Blog zeitlos machen
Session „Beyond the Timeline“ mit Nils Müller alias Weltenkreuzer. Am Morgen hatte es noch so ausgesehen, als sei Nils nicht am Start, doch zum Glück fand die Session dann doch statt und war für mich wirklich spannend.
Bei dem Titel hatte ich erwartet, dass ein Vergleich zwischen Blogs und Social Media gezogen wird – die Blogosphäre liebt es, dass Blogbeiträge langfristig auffindbar und wirksam sind im Vergleich zu Social Media Postings. Nils ging es aber um ein etwas anders gelagertes Thema. Er hat uns drei Blogs vorgestellt, die sich vom chronologischen Aufbau lösen:
A Working Library von Mandy Brown
The Garden von Maggie Appleton
Die Fragestellung war also: Wie kann man die Zeitlichkeit im Blog überwinden? Die Notes-Struktur, bei der die Beiträge / Einträge / Notizen nur durch Querverweise und Schlagworte verbunden sind, ist bestimmt die unabhängigste Form, aber gleichzeitig am schwersten zu verstehen.
Die Working Library hingegen kann sich gut aus der zeitlichen Struktur lösen, weil die Beiträge fest an Büchern angedockt sich, was für die Orientierung ein guter Ankerpunkt ist.
The Garden verbindet Zeit und organisches Wachstum (das ganz bezaubernd visuell umgesetzt wird). Das passt auch zu den Inhalten, die immer weiter wachsen und ergänzt werden.
Nachdem Nils mit uns die Kohärenz von Form und Inhalt betrachtet hat, stellt Edda die Frage nach der Vernetzung mit den Lesenden: Sind das noch Blogs oder Magazine (die Frage. nimmt sie aber wieder zurück)? Welche Anliegen haben diese Blogs und wie werden sie mit diesen ungewöhnlichen Strukturen von anderen gefunden?
Thomas schaut pragmatischer auf das Thema und erklärt, dass für ihn Blockthemes die Antwort sind, um sich von der strengen Chronologie des Blogs zu lösen und die Inhalte in neuen Zusammenhänge zu bringen.
Exkurs persönliches Wissensmanagement mit Obsidian
Das Experiment von Andy Matuschak öffnet sein persönliches Wissensmanagement für die Öffentlichkeit. So etwas hat Nils auch schonmal probiert, aber nicht fortgeführt. Seinen digitalen Zettelkasten führt Nils mit Obsidian und gewährt (nachdem ich ihn gebeten habe) der Gruppe Einblick in seine Notizen und sein persönliches Notationssystem.
Für mich wirklich interessant zu sehen, dass Nils’ System auch richtig kurze Notizen erlaubt und natürlich, dass er es über Jahre geführt hat, während diese Anläufe bei mir direkt im Sande verlaufen.
Es folgt eine Mittagspause, in der ich schnell eine Kleinigkeit esse und mich auf meine Zugfahrt am Nachmittag vorbereite. Alle folgenden Sessions habe ich nur in Teilen mitbekommen, da ich entweder unterwegs zur Bahn war oder im vollgestopften RegionalExpress mit entsprechend schlechtem Internet.
Mit Hoffnung und realistischem Anspruch das Blog gestalten
Session „Was ist unser realistischer Anspruch?“ mit Klaus Janowitz. Hier gab es einen Austausch in kleiner Gruppe und ich musste leider mittendrin los.
Klaus hat einen Text über Hoffnung veröffentlicht, den er zu Beginn etwas weiter ausführt – insbesondere die Weiterentwicklung des Wortes „Vibeshift“. Früher am Tag habe ich schon mitbekommen, dass Klaus von Hause aus Soziologe ist und sich auch mit dem Wandel von Städten durch die Industrialisierung beschäftigt hat – ich habe dabei Interessantes über Wuppertal gelernt.
Klaus stellt die Frage, ob Blogs Hoffung geben: Als Autoren-Medium mit dem Potenzial, eigene Narrative zu festigen, Resilienz aufzubauen (und auch Unabhängigkeit von Plattformen)? Dazu skizziert er die Entwicklung von online-Medien in den letzten 25 Jahren: In den Nullerjahren eine starke Blogoshpäre. Mit der Entstehung von Social Media beginnt die Abwanderung auf Facebook und vor allem Twitter. Durch die Corona-Pandemie rückt Online-Kommunikation in Echtzeit in den Mittelpunkt und nun – durch die Tech-Autokraten auf den großen Plattformen – eine Wiederbelebung von Blogs in der Hoffnung, Themen zu setzen und Resonanz darauf zu erhalten.
Kurze Runde der alten Blog-Hasen
Dennoch fragt Klaus sich: „Sind Blogs heute noch Orte öffentlicher Gegenmacht – oder faktisch Nischen für Gleichgesinnte?
Stellen wir Öffentlichkeit her – oder sind wir bloß Content-Zulieferer für Plattformlogiken? Was ist unser realistischer Anspruch und wie setzen wir ihn um? z.B. Gewinn von Kooperationspartnern und Auftragebern? Das Setzen von Narrativen? Brauchen wir Vernetzung bzw. findet sie überhaupt statt?“.
Herr Tommi bloggt seit 18 Jahren und beschreibt sein Blog als digitales Zuhause. Von vielen Ansprüchen hat er sich inzwischen frei gemacht. Vor allem vom Druck, mit seinen Reiseberichten Geld einzunehmen oder Kooperationen zu erfüllen. Gerade Die Kooperationsarbeit hat ihm Stress gemacht. Das Blog ist inzwischen der Bereich, in dem man mit ihm Kontakt aufnehmen und sich austauschen kann – es geht auch um Resonanz zu Blogthemen.
Ebenfalls dabei ist Romy Mlinzk bloggt auch schon lang und hat ihre Ansprüche angepasst – auch kümmert nicht in eine Schreibblockade zu geraten. Sie setzt keine festen Deadlines mehr und hat seitdem wieder Spaß am Schreiben, Kooperationen gibt es weiterhin, aber ohne Druck.
Ich hingegen bin seit zweieinhalb Jahren aktiv und genieße vor allem die Unabhängigkeit der Themenauswahl, die mein Blog mit ermöglicht. In der Diskussion wurde mir einmal mehr bewusst, dass das Berufsbild ‚Assistenz‘ oft noch mit Fragezeichen verbunden ist. Ich hatte das Gefühl, meine Rolle und meinen Wunsch nach inhaltlicher Sichtbarkeit erst einmal erklären zu müssen – ein Grund mehr, weshalb meine Perspektive auf dem Blog zählt.
Leider musste ich das Gespräch früh verlassen, um meinen Zug zu erwischen. Das lief zum Glück wie am Schnürchen und ich konnte die ganze Fahrt über passiv an den Session teilnehmen.
Mit GEO das Blog für die KI-Suche optimieren
Session „GEO-Optimierung für Blogs“ von Ute Blindert. Ute hat im letzten halben Jahr einen bestimmten Bereich ihres Internetauftritts für die Suche mit KI-Tools optimiert und teilt großzügig ihr Wissen.
Ute positioniert sich als Beraterin für LinkedIn und als Barcamp-Moderatorin. Dieses Portfolio ist geklammert unter dem Begriff digitale Vernetzung und für Ute eine klare Sache. Für die Auffindbarkeit im Netz ist diese Zweiteilung jedoch eine Hürde. Denn eine klare Expertinnenposition hat Ute bisher nur für das LinkedIn-Thema. Ihre Beträge über Barcamp-Moderation habe geringere Reichweite. Daher hat sie alle Inhalte zur Barcamp-Moderation optimiert für die KI-Suche. Im letzten Jahr sind wie bei praktisch allen Webseiten auch bei Ute die Klickraten zurückgegangen. Nun hat sie sich an die Optimierung des Teilbereichs Barcamp-Moderation gemacht.
Das meiste ähnelt der SEO-Optimierung, es gibt nur wenige technische Hürden: KI hat Probleme damit, Java Skript zu verarbeiten, das solltest du also prüfen und nach Möglichkeit vermeiden, wenn du von KI gefunden werden willst.
Klare Positionierung als Expertin
Ute hat ihren bestehenden Expertinennentexten eine feste Struktur gegeben: Ein Ausblick auf die wichtigsten Inhalte am Anfang, gefolgt von einem Inhaltsverzeichnis. Die Unterüberschriften sind so formuliert, dass direkt ersichtlich ist, welche Frage im Abschnitt beantwortet wird und am Ende steht eine Zusammenfassung mit Verweisen auf passende Inhalte. Solche Artikel erleichtern es der KI, Informationen direkt auszuspielen und die Chance, damit von ChatGPT und Co. zitiert zu werden, steigen.
Jörg Schimke (ich hoffe, dass es der richtige Jörg ist) macht irgendwas mit Seo und ergänzt, dass sprechende Links (also Verlinkung auch den Schlagwort und nicht auf „hier“ oder „klick“) ebenfalls such-freundlicher sind.
Es ist super spannend zu hören, was KI für die Reichweite von Solopreneur:innen wie Ute bedeutet und wie sie mit dieser neuen Herausforderung umgeht. Wäre ich während der Fahrt mit der vollen Regionalbahn nicht immer wieder aus der Session geflogen, hätte ich mich gerne an der Runde beteiligt.
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