Was hat eine Parkanlage mit Industriekultur zu tun? Beim Bildungsurlaub zur Industriekultur im Frankfurter Osten habe ich mir den Ostpark genauer angeschaut. Ein Park für die Arbeiter des Osthafens – Rasen betreten ausdrücklich erlaubt!
Wenn ich mich auf historische Spurensuche begebe, lasse ich mich gerne von kleinen Erinnerungs- und Infofetzen leiten. Nach und nach baut alles aufeinander auf.
Vor wenigen Jahren hatte ich mir die Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt über die Gärten in Frankfurt angesehen. Dabei war mir vor allem die Entwicklung der Wallanlagen zum Grüngürtel im Gedächtnis geblieben und dass der Frankfurter Zoo damals ein ganz anderes Freizeitvergnügen war, als heute.
Seit ziemlich genau einem Jahr lebe ich im Ostend in Frankfurt und der Ostpark ist nun mein Hauspark: Dort gehe ich Joggen und das Herbstlaub bestaunen.

Beim Bildungsurlaub im Oktober 2025 hat es schon gereicht, dass ein altes Bild der Badestelle im Ostpark aufgetaucht ist, um meine Aufmerksamkeit zu wecken: Aha, auch noch historisches Baden!
Ich war im Oktober 2025 eine Woche lang mit der Kamera im Frankfurter Osten unterwegs. Hier findest du den Übersichtsartikel zur Spurensuche nach der Frankfurter Industriekultur.
Der Ostpark – ein Park für die Arbeiterklasse
Der Ostpark war der erste wirkliche Volkspark in Frankfurt. Er liegt im Riederbruch, einem Altarm des Mains. In der Mitte des Parks liegt ein Weiher, der aus einem ausgetrockneten Teil des Mainbetts angelegt wurde. Unter Gartenbaumeister Carl Heicke wurde der Park mit viele Wiesen, Bäumen und Breiten Wegen angelegt. Auch die Sportanlagen wurden bereits damals geplant.
Angelegt wurde der Park zwischen 1907 und 1911 mit dem Ziel, den Arbeiterfamilien, die neu in den Frankfurter Osten gezogen sind, frische Luft und Platz zur Erholung und Bewegung zu bieten. Der Weiher wurde als Badestelle eingerichtet und die Wiesen durften betreten werden: Etwas sehr Besonderes für diese Zeit.


Der Park sollte auch für den Sportunterricht für die Dahlmannschule und die Brüder-Grimm-Schule genutzt werden. Angegliedert an den Ostpark war außerdem der Frankfurter Schulgarten, der heute zum Bürgerpark gehört.
Der Park steht seit 1986 unter Denkmalschutz.
Warum ist der Ostpark Industriekultur?
Der Park liegt perfekt zwischen den in den 20er Jahren neu gebauten Wohnsiedlungen am Riederwald und am Bornheimer Hang und führt bis hinunter an die Hanauer Landstraße und die dort angesiedelten Industriebetriebe. Der Park und der Osthafen waren sogar durch eine Fußgängerbrücke, die Schwedlerbrücke, miteinander verbunden.
Licht und Luft war ein großes Thema der 20er Jahre: Der Anspruch an Wohnraum veränderte sich stark, was gerade in Frankfurt durch die Ernst-May-Bauten zum Ausdruck kam. Die Wohnungen hatten eigenen Bäder, viele Fenster und oft eigene kleine Gärten oder gemeinschaftlich genutzte Wiesen.

Gleichzeitig hat sich das Leben und Arbeiten in der Stadt stark verändert: Sicherlich ist alles schneller geworden und die Automatisierung hat zugenommen, naja, angefangen. Dann die Arbeit mit neuen und gefährlichen Maschinen.
Als Gegenbewegung dazu entstand die Lebensreform-Bewegung, die die Hinwendung zur Natur zelebrierte und ganz viele Neuerungen brachte wie Licht- und Luftbäder, Reformkleider (ohne Korsage), neue Möbeldesigns und die Freikörper Kultur. In diesem Kontext steht aber auch die Anthroposophie Rudolf Steiners und damit verwandte esoterische Theorien, die nah am rechten Spektrum sind.
Wie der Ostpark an die Vergangenheit erinnert
In jedem meiner Texte geht es auch um die jüdische Geschichte des Frankfurter Ostens und auch der Ostpark erinnert mit einem interaktiven Lernpfad gegen Antisemitismus an die Geschichte des Ostparks und des FSV Frankfurt. Das Vereinshaus ist der Start- und Endpunkt des Rundgangs.

Hier erinnern Frankfurter Fußballfans an Alfred J. Meyers, den Präsidenten des FSV von 1929-1933. Meyers sorgte dafür, dass der Verein eines der modernsten Stadien Europas erhielt. An der Einweihungsfeier des Stadions konnte er nicht teilnehmen, da unter den Nationalsozialisten jüdischen Sportlern, Funktionären und Mitgliedern das Wirken in den Vereinen verboten wurde. Meyers musste in die USA fliehen.
Was der Ostpark heute bietet
Ob wohl damals schon der Begriff der „Lebensqualität“ eine Rolle gespielt hat? Der Park bringt jedenfalls bis heute Lebensqualität in das Viertel. Er mildert den Lärm der Zugtrasse und des Verkehrs auf der Hanauer Landstraße. Gleichzeitig sorgt der Park für frische Luft und kühlt die Umgebung im Sommer deutlich ab.
Der Park wird immernoch von den Anwohnern genutzt: Es gibt eine ausgewiesene Grill-Wiese für den Sommer. Es gibt echte Fußballplätze und viel Rasenfläche, die einfach so genutzt werden kann.
Im Oktober habe ich eine Familie beim Drachensteigen gesehen. Ein altes Ehepaar sammelt bunte Blätter und macht kurz Pause am Park-Kiosk. Eine Nordic-Walking-Gruppe macht leichte Dehnübungen. Eltern verfrachten ihre Kinder mit dem Lastenrad zum Kletterspielplatz. Menschen verabreden sich an Parkbänken, führen ihre Hunde aus oder drehen ihre Joggingrunde.


Was neu ist: Seit 2017 gibt es im Park eine architektonisch sehr schöne Übernachtungsstätte für obdachlose Menschen mit Blick auf den alten Schulgarten.
Irgendwie haben sich die Bedürfnisse der Stadtbewohner nicht so stark verändert. Zeit an der frischen Luft verbringen, sich austoben oder in der Herbstsonne ausruhen.

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