Relaxen wie die Champions in Bad Homburg v. d. H.

Das Kaiser-Wilhelm-Bad in der Herbstsonne.

Ich war historisch baden im Kur Royal Day Spa in Bad Homburg vor der Höhe. Es war ein Entspannungstag mit zwei Freundinnen im ehemaligen Kaiser-Wilhelms-Bad mitten im Kurpark.

Manchmal passt einfach alles perfekt zusammen. Da war diese lustige Idee von meinen beiden Freundinnen, dass wir ja mal zu dritt einen Wellnesstag machen könnten. Eine Art Follow-Up zu unserer letzten gemeinsamen Unternehmung, das war ein Vortrag zum Thema „Ikigai“ bei der Volkshochschule.

Ich fand die Idee genial und auch die Terminsuche ging schnell. Sogar viel, viel einfacher, als ursprünglich gedacht. Auf meine Nachricht mit der Frage nach einem Termin kam von der einen die Info, dass sie nächste Woche frei hat und keine festen Termine. Ich hatte noch unverplante Urlaubstage und der anderen Freundin ging es genauso.

Ich glaube, ich habe noch nie so kurzfrisitg Urlaub genommen. Fühlte sich ein bisschen verboten an.

Wir hatten uns auf einen Vier-Stunden-Spa-Aufenthalt im Kur Royal in Bad Homburg vor der Höhe verständigt, danach Pizzaessen in der Innenstadt. Und dann war es auch noch ein goldener Spätsommer-Donnerstag, der sich für mich gegen Ende hin wie ein Sonntag angefühlt hat.

Wie die Zeit im Spa dahinplätschert

Mir geht es so, dass ich Zeit ist ganz unterschiedlich wahrnehme. Die Zeit dehnt sich aus, wenn ich auf die Bahn warte und dabei ständig auf die Uhr schaue. Ich checke LinkedIn, lösche wackelige Fotos, schau in die Mails und Instagram – die Zeit geht einfach nicht vorwärts. Wie langsam kann ein Minutenzeiger bitte sein?

Andersherum geht es auch: Ich will eigentlich pünktlich los, doch sitze gerade an einem Text oder bearbeite ein Foto oder lese gerade dieses spannende Kapitel und die Zeit rast einfach … ich will doch noch schnell fertig werden, nur noch ein bisschen weiterwerkeln, aber die Uhrzeit springt unerbittlich weiter.

Im Spa vergeht die Zeit nochmal anders. Im Kur Royal verbringt man die Zeit offline. Die gebuchte Zeit ist störungsfrei: Keine Ablenkung und keine Unterbrechungen von Außen. Eigentlich müsste sie sich doch langsamer anfühlen? Doch das stimmt nicht. Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit wie im Fluge vergangen ist. Gleichzeitig war ich total entschleunigt.

Ein bisschen aus der Zeit gefallen. Keine Termine, keine Verpflichtungen, einfach nur in Bikini und Badelatschen von einem Erlebnisraum in den nächsten wechseln.


Historisch baden im Heudampf

Das Kur Royal ist im alten Kaiser-Wilhelms-Bad untergebracht. Ein schönes altes Gebäude im Kurpark, direkt neben der Spielbank und in der Nähe des Elisabethenbrunnens. Die Entdeckung des Brunnens 1834 war der Anfang der Kur in – damals noch – Homburg vor der Höhe. 1841 wurde das erste Kursaalgebäude eröffnet und 1842 kam die Spielbank hinzu. Wirklich spannend: 1907 war König Rama V von Siam hier zur Kur, daher stehen im Kurpark zwei Thai-Salas.

Heute lautet das Motto des Kur Royal „Relax like a Champion“, die Kampagne verwendet wunderschöne alte Fotos aus der Hochzeit der Kur vor Ort. Von den alten Anwendungen ist das Solebecken und das Heudampfbad bis heute geblieben.

Auch unser Tag zu dritt startete mit der Heu-Anwendung. Keine Sorge, das Heu ist gereinigt und frei von Blüten, deswegen kann man es auch mit Heuschnupfen gut vertragen. Um das Heudampfbad zu nehmen, braucht es eine kleine Hilfestellung, das übernehmen die Mitarbeiter des Bistrots im Bad, der Quellenbar.

Man wird auf einem Sitz platziert, der mit Heu ausgestopft ist, da wird später Dampf durchgeleitet. Damit der Effekt aber nicht verpufft, wird man im Sitz mit einem großen Papierbogen überspannt, so dass nur noch der Kopf rausschaut. (Sieht ungefähr so albern aus, wie Haubensträhnchen beim Frisör).

Dann 15 Minuten still sitzen und dampfgegart werden. Das entspannt ungemein.

Durch die Erlebniswelten wandeln

Bis auf die „Sauna der Sinne“ sind alle Räume im Kur Royal mit Badebekleidung. Handtücher und ein Wickeltuch werden vor Ort gestellt. Die Quellenbar kann mit dem Schlüsselarmband besucht werden, die Abrechnung findet beim Verlassen des Spas statt.

Wir waren nach dem Heudampfbad gut durchgewärmt, quatschten etwas im Ruheraum (den wir ganz für uns hatten). Dann ging es weiter mit dem Herzstück des Bades: Eine Weilchen im Sole-Entspannungs-Bassin dümpeln.

Anschließend Kaffee und Pflaumenkuchen im Bistrot. Dann weiter von Entspannungsraum zu Entspannungsraum. Unerwartet gut haben wir uns im Sand-Licht-Bad (ein Raum, in dem man auf Schaukelliegen an die Wand projizierten Wellen am Strand zuschaut) entspannt. Endgültiges Relaxen dann in der Salzgrotte – ein Raum der Stille, tiefgrün beleuchtet.

Dieses Abwechseln zwischen den unterschiedlich eingerichteten, in sich abgeschlossenen Bereichen war nicht aufregend, sondern anregend. Die Entspannung wurde immer tiefer und tiefer. Der Körper schwer, der Atem ganz frei.

Die perfekte Mischung aus Gesprächen und einfach gleichzeitig im Moment sein.


Kurpark Bad Homburg im Herbst

Es war ein wunderbarer Tag im Spa, das Einzige, das ich etwas vermisst habe, war ein Ausblick in die Natur. Der Kurpark war an diesem Tag nämlich ganz besonders schön. So habe ich mich auf dem Weg zum Bahnhof noch still und achtsam umgeschaut und alles intensiv warhgenommen.

Die ersten Eichhörnchen waren unterwegs. Gleich zwei Hochzeitspaare wurden aufwändig vor einem der Pavillons im Park in Szene gesetzt. Sehr viele gepflegte Hunde wurden ausgeführt und in der Nähe der Orangerie fand sogar ein Kurkonzert statt. Glänzende Kastanien auf dem Boden und Licht, dass durch Baumkronen fällt.


Dieser Text ist in der 60. Blognacht entstanden … naja, die Idee dafür habe ich gewälzt und in der Blognacht prokrastiniert. Annas Impulsthema für die Gruppe war „Kurzweilig“.


Kommentare

Eine Antwort zu „Relaxen wie die Champions in Bad Homburg v. d. H.“

  1. Das klingt sowas von perfekt. Da entschleunigt mich schon das Lesen.

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