Bibliotheksliebe: Kaufst du noch oder leihst du schon?

Bücherauswahl in der Zentralbibliothek Frankfurt

Ich mache kein Geheimnis daraus: Ich liebe Büchereien. Diese Begeisterung möchte ich mit euch allen teilen – vor allem mit den Erwachsenen, die glauben, die Bibo sei nur etwas für Kinder. Vielleicht habt ihr selbst als Kinder oder Jugendliche schlechte Erfahrungen gemacht und seitdem keinen Fuß mehr in die Bibliothek gesetzt. Hier meine Top 5 Gründe, für die Nutzung der Stadtbibliothek – gebt ihr eine zweite Chance!

Ja, ich liebe Büchereien. Meine früheste Bücherei-Erinnerung ist wohl der Offenbacher Bücherturm, da konnte ich noch nicht mal lesen. Dank der Kinderbibliothek Neu-Isenburg habe ich ein paar Jahre später die Bücher von Christine Nöstlinger verschlungen und noch später alles, was mit Vampiren zu tun hat.

Über die Stadtbücherei bin ich zur Schülerzeitung gekommen (meine Schule hatte keine, die Stadt aber schon) und so habe ich angefangen zu schreiben. Ohne StaBü damals also kein Blog heute. Auch CDs und Videokassetten habe ich als Teenager in der Bib ausgeliehen: Faith no More und The Offspring (direkt auf Kassette überspielt) und den Richy Guitar-Film endlich in der ungekürzten Fassung gesehen, dank Stadtbibliothek Bad Kreuznach.

Während des Studiums habe ich in der nagelneuen Unibibliothek auf dem Campus Westend oder in der Deutschen Nationalbibliothek in schönster Umgebung recherchiert … und prokrastiniert. Es war beruhigend, dort über meiner mittelmäßigen Magisterarbeit zu brüten und zu wissen, dass der nächste Kaffeewagen nicht weit weg war.

Im Lockdown hatte ich durch die Onleihe immer neuen Lesestoff und erst neulich konnte ich bei Freunden an einem komplett ausgeliehenen Krimi-Dinner teilnehmen.

Ich möchte meine Leidenschaft mit euch allen teilen – vor allem mit anderen Erwachsenen, die glauben, Bücherei ist nur etwas für Kinder, das stimmt schon lange nicht mehr. Ohne Leseausweis verpasst ihr etwas.

Hä? Nur fünf Gründe für die Bib? Da fehlen doch mindestens nochmal fünf? Ja, die gibt es in Teil 2!

1. Das Ticket zum Lese-Glück

Wer keinen Leihausweis besitzt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Meine Meinung. Zum Glück lässt sich das leicht ändern.

Eine Bibliothekskarte für Erwachsene kostet zwischen 10 und 40 Euro im Jahr. Man kann also direkt vergleichen: Wie viele Bücher kann man für dieses Budget kaufen? Und wie viele kann man damit ausleihen? Habe ich schon erwähnt, dass man nicht nur Bücher ausleihen kann? Da leiste ich gerne Überzeugungsarbeit.

Natürlich kommen andere Kosten hinzu. Weg und Zeit. Ich habe bisher immer in der Nähe einer gut sortierten Bibliothek gewohnt, also kenne ich es nicht anders. Allerdings – merci, Internet – gibt es auch viele digitale Angebote, für die es sich lohnt, Mitglied zu sein, auch wenn die Bücherei weiter weg ist. Häufig gibt es Zweigstellen, mancherorts kommt auch der Bücherbus vorbei.

Mahngebühren. Gut zu wissen: Die Leihfristen sind für manche Medien kürzer, als für andere. Wer nicht aufpasst, oder nicht rechtzeitig bei der Bücherei vorbeikommt, muss vielleicht Mahngebühren zahlen (in Frankfurt sind das z. B. 2,50 Euro pro überzogene Woche). Buch verloren? Das kostet leider auch. In Frankfurt sind dann 7 Euro Bearbeitungsgebühr fällig.

2. Die Bücherei, das Tor zur Freiheit

Nichts geht über das Gefühl, alle Bücher mitnehmen zu können, auf die man gerade Lust hat. Besser ist eigentlich nur in der Bücherei übernachten (und natürlich hab ich das auch schon getan).

In der Stadtbücherei meiner Kindheit gab es eine Obergrenze für die Ausleihe. Wenn man mit dem Stapel fertig war, ging man einfach zurück und holte sich die nächste Ladung. Das bedeutet Lesen ganz ohne Druck: Einfach nur reinlesen und merken, dass es nicht das Richtige ist? Kein Problem. Man braucht für ein Buch länger, als die Leihfrist? Kein Problem, die Frist lässt sich verlängern, sogar zweimal.

Fast unbegrenzte Möglichkeiten. Die Auswahl in der Bibliothek geht oft über den aktuellen Bestand hinaus. Was fehlt, können die Bibliotheksmitarbeiter*innen bei anderen Büchereien ordern. Außerdem führen viele Bibliotheken eine Wunschliste und bestellen die Medien neu, die häufig angefragt werden. Die Bibo ist nämlich ein Wunschkonzert.

3. Digitale Bibliothek

Mittlerweile gibt es einige interessante Online-Angebote der Bibliotheken, die also durchaus Drinnie-freundlich sind. Für mich sind das vor allem die Onleihe-App und die Filmfriend-App.

Filmfriend ist ein Streaming-Dienst, quasi Gratis-Netflix. Die Auswahl ist natürlich anders. Mir gefällt, dass die Inhalte immer wieder neu kuratiert werden. Im Moment gibt es zum Beispiel die Kollektionen „Alles fließt“, „Olympia-Vorfreude“ und „Brot“. Man kann die Übersicht auch ohne Login sehen, schaut doch mal rein und macht euch selbst ein Bild.

Die Onleihe-App wird zwar manchmal wegen fehlender Nutzerfreundlichkeit kritisiert, ich muss aber sagen, dass ich die App problemlos auf meinem Tablet nutzen kann. Wofür? Klar für E-Books, aber noch mehr für Hörbücher und ab und zu auch für E-Learnings von der Zeit-Akademie und auch von LinkedIn. Vor allem bin ich täglich in der Onleihe, um in Ruhe meine Tageszeitung zu lesen. Denn FAZ, Süddeutsche, taz und viele andere aktuelle Zeitungen sind dort als Epub verfügbar. Ich habe die freie Auswahl und muss dafür nicht mal runter zum Briefkasten gehen, sondern bleibe im Schlafanzug auf dem Kuschelsofa sitzen.

Frankfurter Musikbibliothek im Souterrain

4. Bibliothek der Dinge

Was macht man aber, wenn man nicht so gerne liest? Ist die Bücherei dann überhaupt interessant? Wie oben erwähnt, kann man in der Bibo auch Filme ausleihen (auch vor Ort, meist als DVD) und sie dann gemütlich zu Hause anschauen. Auch Brettspiele und Videospiele kann man ausleihen. Der nächste Film- oder Spieleabend ist also gesichert.

Büchereien erweitern ihre Angebote über die klassischen Medien hinaus. In Frankfurt kann man Instrumente (Ukulele oder Keyboard gefällig?) ausleihen und das Tonstudio oder den 3D-Drucker nutzen. In Essen kann man sich Hula-Hoop-Reifen ausleihen. Und in Bielefeld gibt es jede Menge Werkzeug und – Instagrammers aufgepasst – einen Lensball zum Ausleihen. Hier der Katalog „Zeusch für eusch“ der Frankfurter Bücherei.

Dass das auch cool ist, weil es Geld und Ressourcen schont, muss ich wohl nicht extra erwähnen, oder?

5. Systematisch Neues lernen

Mit Hilfe der Bibliothek kann man systematisch und ganzheitlich neue Dinge lernen. Mein Beispiel: Persönliche Finanzen.

Es gibt viele teure Online-Kursangebote, gern auch extra für Frauen. Aber ganz ehrlich, wenn man sich über Finanzen Gedanken macht, hat man wahrscheinlich nicht 5.000 Euro für ein Coaching locker sitzen. Und wer weiß, ob man dafür das persönliche Mentoring erhält, das man erwartet. Mit 20 Euro Einsatz im Jahr steht dir in der Bib hingegen richtig viel Fachwissen zur Verfügung.

Beginnt man mit einer Stichwortsuche im Online-Katalog (Finanzen, Sparen, Schulden, ETF, Steuern, Rente, Immobilien), findet man schnell das passende Buch zu jedem Thema, das einen beschäftigt (auch das von Madame Moneypenny, wenn’s das ungbedingt sein soll). Man findet Zeitschriften wie Finanztest und Warentest, das Handelsblatt oder Börse online in der Bibliothek. Manches gibt es auch als Hörbuch oder als E-Learning. Wenn es etwas spezieller sein soll, helfen die Mitarbeiter*innen vor Ort gerne bei der Recherche weiter.

Warum ganzheitlich? Weil Bibliotheken auch die Vernetzung fördern. Es gibt zum Beispiel ein Schwarzes Brett für eure Gesuche. Oft bieten Büchereien passende Veranstaltungen an: In Neu-Isenburg kann man zur Energieberatung gehen, in Frankfurt kann man sich über berufliche Weiterbildung beraten lassen. Mit echten Menschen aus eurer Community.


Das musste alles mal gesagt werden. Habt ihr Fragen dazu oder noch mehr Argumente für den Büchereibesuch? Was ist eure liebste Bibliotheks-Erinnerung? Kommentiert doch gerne, ich freue mich auf den Austausch.

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